Deindustrialisierung Deutschlands und Europas

In Deutschland und teilweise in ganz Europa findet eine sich beschleunigende Deindustrialisierung statt. Die Ursachen sind vielfältig, können inzwischen aber nicht mehr einfach nur als "normaler Strukturwandel" abgetan werden. Energiemangel durch eine falsche Energiepolitik mit ungerechtfertigt hohem Vertrauen in die wetterabhängigen Umgebungsenergien Wind und Sonne bei fehlenden Groß-Speichern sowie stark steigende Energiepreise inklusive CO2-Bepreisung sind wesentliche Ursachen. Weitere Gründe sind zunehmende Lieferketten- bzw. Beschaffungsprobleme, eine erdrückende EU-Regulierung und ausufernde nationale Bürokratie. Hinzu kommen die Lohnkostenentwicklung als Folge der ultraexpansiven, inflationstreibenden Geldpolitik der EZB und der explodierenden konsumtiven Ausgaben des Staatshaushalts, die international gesehen hohe Steuer- und Abgabenlast und der jahrelang ignorierte Fachkräftemangel. Die vielfach selektiv den Standort Deutschland betreffenden Auflagen für die Industrie und das Handwerk lassen sich nicht klimapolitisch begründen. Denn durch abnehmende Investitionsbereitschaft der Industrie innerhalb Deutschlands und zunehmende Produktionsverlagerungen in Länder mit weniger Restriktionen und Auflagen werden größere Umweltschäden billigend in Kauf genommen.
Die folgende, zwangsläufig lückenhafte Dokumentation zeigt exemplarisch das Ausmaß der beginnenden Deindustrialisierung.

 

Politik gegen Verbrennungsmotoren

Druckguss Heidenau räumt nach Insolvenz Standort Dohna

(12.05.2023) Die DGH Heidenau GmbH & Co. KG (DGH Group) räumt bis spätestens Ende 2024 seinen Standort im sächsischen Dohna. Der traditionsreiche Betrieb hat die zweite Insolvenz nicht überstanden. Das Unternehmen war Entwicklungslieferant für Aluminium- und Magnesium-Druckgussteile, produzierte technisch hochanspruchsvoller Druckgussteile in Aluminium und Magnesium für die Automobilindustrie und deren Zulieferindustrie. Das Gießen erfolgte auf vollautomatischen, echtzeitgeregelten Gießzellen. Die Rettung war im Dezember 2022 gescheitert. Rund 210 Druckguss-Mitarbeiter verlieren ihre Arbeit. Die Gießerei mit ihren Abteilungen schloss am 31. Dezember 2022, für die Bereiche der Mechanische Bearbeitung sowie das Abwicklungsteam ist Ende Juni 2023 Schluss. Zu den Gründen des Scheiterns zählen die Lage des Betriebs mitten im Wohngebiet, fehlende Investitionen, insbesondere aber die Auftragslage. Zwar sei das, was Druckguss gemacht habe, selten und deshalb gefragt. Doch die Abkehr der Automobilindustrie von den Verbrennungsmotoren hat dem Unternehmen laut Medienberichten die Probleme bereitet. Was viele Jahre lang die richtige Strategie war, führte auftrund der Fixierung von Politik und Konzernen auf Elektroautos zum Scheitern des Unternehmens. Die extreme Abhängigkeit von VW - etwa 80 Prozent der Aufträge kamen von dem Autobauer - war am Ende äußerst ungesund (DHG Group, Sächsiche Zeitung 23.07.2021/12.05.2023).

Insolvenz, Gründe: · Klimapolitik/CO2-Preis · Sonstiges, Anz. betroffene Arbeitsplätze: 210

 

Unternehmens-Subventionen aus Unternehmens-Steuern

Die Deindustrialisierung Deutschlands ist in vollem Gange

(11.05.2023) Einer Umfrage zufolge sind 96 Prozent der 845 befragten "Familienunternehmer" überzeugt, dass die Deindustrialisierung in Deutschland begonnen hat. Fast die Hälfte der Unternehmer sieht die Deindustrialisierung bereits in vollem Gange. Der nachfolgenden Generation werde es deutlich schwerer fallen, die Unternehmenstätigkeit fortzuführen, geben 94 Prozent der Unternehmer an. 22 Prozent der befragten Unternehmer denken mindestens einmal pro Woche daran, ihr bestehendes Unternehmen zu verkaufen, 47 Prozent immerhin ein bis zweimal im Jahr. Und über die Hälfte der Befragten (56 Prozent) würde ein Unternehmen künftig in einem anderen Land als Deutschland aufbauen. Das größte Problem für die Unternehmer ist die Bürokratie in unserem Land. Der Aufwand zur Erfüllung staatlicher Vorgaben für das eigene Unternehmen hat sich für 85 Prozent der Befragten in den letzten zehn Jahren erheblich vergrößert. 40 Prozent der Unternehmer bewerten Überregulierung und langsame Behörden als das drängendste unternehmerische Problem. Gefolgt vom Arbeitskräftemangel, zu hohen Sozial- und Steuerabgaben, zu hohen Energie- und Produktionskosten und dem Digitalisierungsrückstand. "Die Deindustrialisierung Deutschlands ist schon seit Jahren im Gange", schreibt Sarna Röser, Bundesvorsitzende des Wirtschaftsverbands DIE JUNGEN UNTERNEHMER in einem Gastbeitrag für die "Welt". "Ein paar wenige gehen laut, die anderen gehen leise." Die Bundesregierung reagiere mit immer mehr Staatseingriffen und Beschwichtigungen. Allein die Ankündigung von Wirtschaftsminister Robert Habeck, den Verkauf des Viessmann-Unternehmens prüfen zu wollen, zeuge "von dem Irrglauben, der Staat könne in alle Entwicklungen eingreifen und es auf die Schnelle schon wieder richten, wenn nur mehr Steuergelder fließen".Mit Staatsgeldern, Subventionen oder gar Staatsbeteiligungen könne eine Regierung vielleicht temporär Standortnachteile ausgleichen, so Röser. "Um Verlagerungen oder gar Geschäftsaufgaben zu verhindern, wird aber Geld allein nicht reichen." Ihr Argument: "Man kann mit Geld eben nicht alles kaufen, auch gerade nicht mit Steuergeldern, die man denen entzieht, denen man sie dann als Subventionen wieder anbietet" (Verband Die Familienunternehmer und Die jungen Unternehmer 26.04.2023, Sarna Röser in Welt 11.05.2023).

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"Echtes Rezessionssignal"

Industrie-Aufträge fielen im März um 10,7 Prozent zum Vormonat

(05.05.2023) Das Neugeschäft der deutschen Industrie ist so stark eingebrochen wie seit der Hochphase der Corona-Krise vor drei Jahren nicht mehr und signalisiert trübe Aussichten für die Konjunktur. Die Aufträge sanken im März um 10,7 Prozent zum Vormonat und damit so kräftig wie seit Anfang der Pandemie im April 2020 nicht mehr, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang um 2,2 Prozent gerechnet. „Diese Zahl macht den an sich guten Start der deutschen Industrie ins Jahr komplett zunichte und ist ein echtes Rezessionssignal“, sagte LBBW-Volkswirt Jens-Oliver Niklasch. „Das Ergebnis ist schlicht und ergreifend ein Desaster“, betonte auch Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank (Handelsblatt 05.05.2023).

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Flusssäureproduzent

Fluorchemie Dohna GmbH insolvent

(26.04.2023) Die Fluorchemie Dohna GmbH hat im April 2023 wegen massiven finanziellen Schwierigkeiten Insolvenz beantragt. Das Unternehmen befasst sich mit der Herstellung, Bearbeitung und dem Vertrieb von Fluorwasserstoffsäure und Calciumsulfatbinder. Der Standort Dohna zählt zu den ältesten Flusssäureproduzenten in Europa, hier wird seit 1903 Flusssäure hergestellt. Nach wechselvoller Geschichte und als Fluorzentrum Ostdeutschlands ist die Firma seit 1990 wieder privatisiert. Die Unternehmensgruppe zählt zu den führenden Anbietern von Fluorwasserstoffsäure und fluorchemischen Produkten mit einer geschlossenen Wertschöpfungskette beginnend beim Flussspat bis zum Vorprodukt für Fluorkunststoffe (Fluorchemie Dohna GmbH, Sächsische Zeitung 26.04.2023).

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Abwanderung der deutschen Industrie

"Anzeichen einer schleichenden Produktionsverlagerung"

(13.04.2023) Die hohen Energiepreise für Strom und Gas sind ein zentraler Grund für Unternehmen, aus Deutschland zu flüchten. Es ist für viele Unternehmen attraktiver im Ausland zu investieren und ihre Geschäfte zu erweitern oder direkt das ganz Unternehmen ins Ausland zu verkaufen. Eine Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) unter 5100 Mitgliedsunternehmen ergab, dass nur jedes dritte Unternehmen (33 Prozent) höhere Investitionen in der Eurozone plant. Von den Industrieunternehmen mit Investitionsplänen im Ausland nannten 32 Prozent "Kostenersparnis" als Motiv – ein sprunghafter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr (26 Prozent). "Einen solch hohen Wert hatten wir zuletzt 2008", so DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. "Bei den kleineren Unternehmen mit weniger als 500 Beschäftigten ist dieser Anteil mit gut einem Drittel fast so hoch wie im Jahr 2004, als Deutschland noch als kranker Mann Europas galt. Deshalb sollten wir diese Zahlen sehr ernst nehmen. Es sind Anzeichen einer schleichenden Produktionsverlagerung." Fast jedes dritte Unternehmen, das im Ausland investieren wolle, reagiere damit auf die sich verschlechternde Kostenstruktur in Deutschland. "Das sollte ein Weckruf an die Politik sein, die Standortbedingungen in Deutschland zu verbessern", so Treier (DIHK 13.04.2023).

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Lambertz warnt vor Kahlschlag der Branche

Mittelständische Süßwarenindustrie in der Krise wegen Kostensteigerungen

(12.12.2022) Die Energiekrise stellt die mittelständisch geprägte, deutsche Süßwaren- und Gebäckbranche mit ihren rund 50.000 Beschäftigten vor unüberwindbar scheinende Hürden. Hermann Bühlbecker, Inhaber der Aachener Printen- und Schokoladenfabrik Lambertz, dem weltgrößten Hersteller für Saisongebäck wie zum Beispiel Lebkuchen, Printen oder Christstollen, sagte der Welt, dass mehr als 60 Prozent der in Deutschland gefertigten Süßwaren in den Export gingen. "Wir laufen Gefahr, diese starke Position und damit viele Arbeitsplätze zu verlieren." Viele US-Lebensmittelhändler würden die durch die Energie- und Rohstoffkosten stark gestiegenen Preise von Lambertz nicht akzeptieren wollen. Sie akzeptierten diese "allenfalls zur Hälfte". Die "German Cookies" hätten sich in den USA ihren Platz erkämpft – und drohten diesen nun zu verlieren. Als Mittelständler kommen wir an die Grenzen unserer Möglichkeiten, so Bühlbecker. Teilweise kosteten die Backzutaten mittlerweile das Doppelte. Verpackungsmaterial, Logistik und Personal hätten sich drastisch verteuert. Vor allem die Energiekosten machten der Firma zu schaffen Auf den Exportmärkten verstehen viele Handelspartner gar nicht, warum unsere Preise so viel stärker steigen müssen als bei Süßwarenherstellern aus anderen Ländern.“ Rund die Hälfte der Produktion der deutschen Süßwarenindustrie werde ins Ausland verkauft. Es drohe ein "Kahlschlag in der Branche". "Kein Unternehmen überlebt auf Dauer, wenn es nahe am oder gar im Minus produzieren und seine Ware dann mit Defizit verkaufen muss", so Bühlbecker. Die Maßnahmen der Bundesregierung reichten nicht aus und gewährten keine Planungssicherheit. Deswegen nehme derzeit der gesamte Mittelstand "großen Schaden" (Welt 27.09.2022, Tichys Einblick 12.12.2022).

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Energiekrise

Unternehmensberatung PwC rechnet mit Deindustrialisierung

(28.11.2022) Die globale Energiekrise trifft Europa überdurchschnittlich stark und könnte massive Verschiebungen der europäischen Wirtschaftsstruktur bis hin zu einer Deindustrialisierung auslösen. Zu diesem Ergebnis kommt die neue Analyse „Business Impact Energy Prices” von Strategy&, der Strategieberatung von PwC. Während Europa am Weltmarkt an Wettbewerbsfähigkeit einbüßt, variieren die Auswirkungen der gestiegenen Energiepreise zwischen den EU-Mitgliedsstaaten und Industriezweigen enorm. In Deutschland schlagen sich vor allem deutlich gestiegene Gaspreise nieder und setzen neben der besonders stark betroffenen Metallindustrie auch weitere Schlüsselsektoren wie die Automobilbranche oder den Chemiesektor unter enormen Druck. Obwohl die deutsche Industrie in den meisten Branchen weiterhin günstiger als der EU-Durchschnitt produziert, könnten Unternehmen aus den am stärksten betroffenen Sektoren ihre Produktion in andere Regionen außerhalb Europas verlagern. Unter anderem die Atomenergie laut Analyse langfristig zu Strukturverschiebungen innerhalb der europäischen Industrielandschaft führen. Der höhere Anteil von Atomstrom und erneuerbarer Energien im Energiemix begünstige Länder wie Frankreich oder Spanien (PwC Strategy& GmbH 28.11.2022, Tagesschau 28.11.2022).

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Kostenschocks und Materialprobleme

Institut der deutschen Wirtschaft hält Deindustrialisierungsprozess für möglich

(22.11.2022) Professor Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, sagte im November 2022 im Interview mit aktiv, dem Info-Portal des Instituts für Arbeitnehmer: Er sehe für die deutsche Wirtschaft zwei mögliche Entwicklungen: "Entweder wird eine Rezession das nächste Jahr prägen, wir rechnen dann etwa nach dem dritten Quartal mit einer allmählichen Besserung. Oder es kommt schlimmer, und ein De-Industrialisierungsprozess setzt ein: Der würde uns über Jahre prägen, also länger zu einem sehr schwachen Wirtschaftswachstum führen." Man müsse "das heftigere Szenario" mit im Blick haben. Auch, um zu verstehen, dass eine Rezession weit weniger schlimm ist als eine De-Industrialisierung. Die Metall- und Elektro-Industrie müsse momentan nicht nur die Konjunkturkrise, sondern auch noch einen Strukturwandel bewältigen. "Denn diese Branche spielt im Wandel zur Klimaneutralität eine zentrale Rolle – vor allem in Baden-Württemberg, wo die Auto-Industrie und ihre Zulieferer sehr stark vertreten sind. Für diese Rolle ist sie grundsätzlich gut aufgestellt und durchaus auch anpassungsfähig. Die akute Krise mit ihren Kostenschocks und Materialproblemen ist da schon eine größere Herausforderung", so Hüther (aktiv/Verlag der Institut der deutschen Wirtschaft Köln Medien GmbH 22.11.2022).

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Energie-, Verpackungs- und Rohstoffpreise

Salzwedeler Baumkuchenbetriebe Bosse GmbH droht Insolvenz

(11.11.2022) Die überregional bekannte Salzwedeler Baumkuchen GmbH klagt über die hohen Energiepreise. Über eine halbe Million Euro Mehrkosten für Strom, Gas und Rohstoffe drohen dem traditionsreichen Bäcker im Norden Sachsen-Anhalts, berichtete die Volksstimme im September 2022. Dem Backunternehmen mit seinen 90 Beschäftigen droht die Insolvenz. Bis zum Ende des Jahres 2022 habe man zwar Gewissheit über die Gaspreise für den Betrieb, sagte Geschäftsführerin Rosemarie Lehmann im Oktober dem MDR. Das schaffe etwas Planungssicherheit. Doch auch bei den Verpackungen und Rohstoffen stiegen die Preise seit geraumer Zeit, berichtet der MDR. Viel Spielraum beim Preis bestehe für das Unternehmen nicht. Schon jetzt koste das Kilo Baumkuchen aus der Salzwedeler Manufaktur 43 Euro. Die Preise bei Discountern liegen deutlich darunter (Volksstimme 14.09.2022, MDR 11.11.2022).

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"Überbürokratische Regulierung"

Spezialchemiekonzern Lanxess schränkt Investitionen in Deutschland ein

(10.11.2022) Wegen der Belastung durch die hohen Rohstoff- und Energiekosten und eines "Gegenwinds der überbürokratischen Regulierung" wird der Spezialchemiekonzern Lanxess vorerst kein Geld mehr in die Erweiterung seiner deutschen Werke stecken, so das Handelsblatt. Solange sich die Standortfaktoren in Deutschland nicht verbessern, werde Lanxess auf einen Ausbau verzichten. Es werde nur noch Geld in den Erhalt der bestehender Anlagen fließen. "Bei diesen Standortfaktoren werden wir unsere Investitionen ausschließlich auf die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeiten ausrichten", sagte der Vorstandsvorsitzende Matthias Zachert laut FAZ in einer Telefonkonferenz. An den zwei größten deutschen Standorten des 2004 aus der Bayer AG hervorgegangenen Unternehmens in Leverkusen und Krefeld sehe das Unternehmen in bestimmten Geschäftsbereichen "trotz fleißiger Weitergabe der Preise eine Erosion des Ertrags", wie Zachert sagte. In dem Umfeld seien Erweiterungsinvestitionen fahrlässig. "Wir müssen wettbewerbsfähig bleiben, sonst versenken wir Geld", sagte Zachert. Der Manager hat schon in der Vergangenheit davon gewarnt, dass Deutschland im Vergleich zu anderen Regionen inzwischen schlechtere Standortbedingungen habe. "Viele andere Volkswirtschaften versuchen, die Industrie zu halten und nicht zu vertreiben", sagte Zachert. Auch in China ist Lanxess laut FAZ zurückhaltend, wichtiger werde hingegen Amerika (Handelsblatt 09.11.2022, FAZ 10.11.2022).

Produktionsverlagerung, Gründe: · Energiepreise · Lieferketten/Beschaffung/Preise · Bürokratie

 

Strompreisniveau verunmöglicht wirtschaftliche Produktion

Weiterer Rückgang der deutschen Rohaluminiumproduktion um 25 Prozent

(08.11.2022) Die Aluminiumkonjunktur in Deutschland hat sich im dritten Quartal des Jahres 2022 erwartungsgemäß weiter abgekühlt. Mit einem Minus von einem Viertel (-25 Prozent) sank vor allem die Produktion von Rohaluminium im Vergleich zum Vorjahresquartal besonders deutlich, teilte der Verband Aluminium Deutschland mit. Im Zeitraum von Januar bis einschließlich September wurden nur noch rund 653.000 Tonnen produziert (-22 Prozent). Dabei hat sich der Rückgang im bisherigen Jahresverlauf immer weiter verstärkt. "Das vorherrschende Strompreisniveau lässt nach wie vor keine wirtschaftliche Produktion in Deutschland zu und zwingt die Betreiber der Aluminiumhütten, ihre Öfen nach und nach herunterzufahren. Ich habe große Sorge, ob dieser elementare Rohstoff am Standort Deutschland noch eine Zukunft hat", so Rob van Gils, Präsident von Aluminium Deutschland (Aluminium Deutschland e.V. 08.11.2022).

Produktionseinschränkung, Gründe: · Energiepreise

 

Corona-Lockdown und gestiegene Energiepreise

Nach Insolvenz stellt Brauerei Bischoff den Betrieb endgültig ein

(28.10.2022) Rund zwei Monate nachdem die Privatbrauerei Bischoff Insolvenz angemeldet hat wird der Betrieb bei dem Unternehmen aus Winnweiler bei Kaiserslautern nun komplett eingestellt. Wie die "Lebensmittel Zeitung" berichtet, waren "notwendige Investitionen für potenzielle Investoren zu hoch". Bis zuletzt hatte der Konzern die Hoffnung, die Produktion durch einen potentiellen Geldgeber aufrecht erhalten zu können. Der geschäftsführende Gesellschafter Sven Bischoff nannte als Ursachen für die Insolvenz unter anderem den Corona-Lockdown in der Gastronomie und die gestiegenen Energiepreise. Zusätzlich konnte die Brauerei wegen einer defekten Ammoniakleitung für die Kühlung nicht die Menge an Bier produzieren (Focus 28.10.2022).

Betriebsaufgabe, Gründe: · Energiepreise · Sonstiges, Anz. betroffene Arbeitsplätze: 40

Weitere Meldung(en) zu "Privatbrauerei Bischoff GmbH + Co. KG":
18.08.2022: Brauerei Bischoff fährt nach Insolvenz die Produktion herunter

 

Branchenverband warnt vor Deindustrialisierung Deutschlands

Aluminium-Produktion in Deutschland lohnt sich wegen Energiepreisen nicht mehr

(26.10.2022) Der Branchenverband Aluminium Deutschland schlägt Alarm. Eine Abrechnung von Energiekosten zeigt, dass sich die Aluminium-Produktion in Deutschland nicht mehr lohnt, so die Berliner Zeitung. Da die Primärhütten in Deutschland besonders energieintensiv sind, ist die Primäraluminiumproduktion in Deutschland nach Angaben des Branchenverbandes Aluminium Deutschland im zweiten Quartal 2022 schon um 28 Prozent geschrumpft. Diese Tendenz wird sich, so die Erwartung, nur beschleunigen. Bei den Primärhütten sind die rekordhohen Strompreise der Grund, bei der verarbeitenden Aluminiumindustrie dagegen die Mondpreise für Gas. Wenn die Politik hohe Energiepreise nicht in den Griff bekommt, werden energieintensive Unternehmen bald aus Deutschland abwandern oder pleitegehen, warnt der Chef des Verbandes, Rob van Gils. Deutschland, das auf die Importe von Rohaluminium angewiesen sei, wäre dann komplett von Importen aus anderen Staaten abhängig – die Arbeitsplätze gingen verloren. Stichwort Deindustrialisierung Deutschlands. „Am Ende betrifft das uns alle“, erklärt van Gils, der selbst Geschäftsführer beim österreichischen Hersteller Hammerer Aluminium Industries mit vier Standorten in Deutschland ist, der Berliner Zeitung. Ohne eigenen Leichtbau, also die verarbeitende Industrie, könne es keine E-Mobilität geben, denn die Batterien von E-Autos bräuchten Schutzkästen aus Aluminium. Alle Automobilhersteller hierzulande wären betroffen (Berliner Zeitung 26.10.2022).

Risiko-Anzeige, Gründe: · Energiepreise

 

Hohe Rohstoff- und Energiekosten

Kunststoffhersteller Covestro kappt Investitionen

(25.10.2022) Wegen der hohen Rohstoff- und Energiekosten versucht der Kunststoffkonzern Covestro die Ausgaben in anderen Bereichen deutlich zu senken. So verringert das Unternehmen, das aus der ehemaligen Kunststoffsparte der Bayer AG hervorgegangen, die Investitionen in diesem Jahr von 1 Milliarde Euro um 100 Millionen. 400 Millionen Euro davon fließen laut FAZ in die normale Instandhaltung, gespart werden soll in einzelnen Wachstumsausgaben. Zwei Anlagen von Covestro stehen derzeit still, darunter die MDI-Anlage im norddeutschen Brunsbüttel. MDI ist ein Vorprodukt für Polyurethan-Schaumstoff, der unter anderem als Dämmmaterial zur Isolierung von Gebäuden und Kühlgeräten eingesetzt wird. An dem Standort arbeitet Covestro angesichts der gestiegenen Gaspreise daran, Dampf kurzfristig mit Diesel zu erzeugen (FAZ 25.10.2022).

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Deindustrialisierung wegen Energieknappheit

Ifo: Jede vierte Firma plant Arbeitsplatzabbau

(24.10.2022) Die Deindustrialisierung wegen der Energieknappheit und den hohen Energiepreisen nimmt immer konkretere Formen an. 25 Prozent von insgesamt 1.060 repräsentativ ausgewählten Unternehmen sagen laut einer Umfrage des Münchener Ifo-Instituts für die Stiftung Familienunternehmen, dass sie auf die Kostenbelastung mit dem Abbau von Arbeitsplätzen reagieren. Vor einem halben Jahr waren es nur 14 Prozent. In derselben Umfrage sagten 17 Prozent der Firmen, dass sie besonders energieintensive Geschäftsbereiche in Deutschland komplett aufgeben wollen. Das waren vor einem Jahr nur elf Prozent. Produktionsstopps (jetzt 13, vorher 6 Prozent) sind nun wahrscheinlicher geworden als vor sechs Monaten. Produktionsverlagerungen ins Ausland vollziehen nun 9 (vorher 6) Prozent der Unternehmen. Der Vorstand der Stiftung, Rainer Kirchdörfer, nannte die Ergebnisse der Umfrage gegenüber der Welt vom 24. Oktober 2022 ein Alarmsignal: "Wir sehen seit einiger Zeit eine schleichende Verlagerung industrieller Wertschöpfung. Dies werden wir als Deindustrialisierung und Wohlstandsverlust erst in Jahren spüren – dann aber unumkehrbar." Diese "fatale" Entwicklung am Standort Deutschland beschleunige sich, sagte Kirchdörfer, weiter. Die Unternehmen führen die Fertigung in Deutschland zurück oder verlagerten ihre Produktion dorthin, wo Energiekosten, Steuern und Bürokratielasten niedriger sind. Befragt nach den gewünschten Maßnahmen der Politik zur Begrenzung der Energiekosten steht die befristete Laufzeitverlängerung von Kernkraftwerken ganz oben, gefolgt vom Ruf nach einer Senkung der Steuerbelastung auf Strom, schrieb Tichys Einblick am 24. Oktober 2022. Beide Forderungen werden von Familienunternehmen noch nachdrücklicher gestellt als von anderen. (Stiftung Familienunternehmen 24.10.2022, Tichys Einblick 24.10.2022, Welt 24.10.2022).

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Kosten für Energie und Rohstoffe

Möbelhersteller Hülsta meldet Insolvenz an

(24.10.2022) Der deutsche Möbelhersteller Hülsta muss über 80 Jahre nach der Gründung des Konzerns in die Insolvenz in Eigenverwaltung. Gegenüber dem Magazin „Möbelmarkt“ erklärt Geschäftsführer Dr. Thomas Knecht, dass die schwierige wirtschaftliche Situation diesen Schritt nötig gemacht habe. Die Auftragszahlen seien geringer als geplant während gleichzeitig die Kosten für Energie und Rohstoffe stark angestiegen sind (Möbelmarkt.de 18.10.2022, Focus 24.10.2022).

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"Energiekostendämpfungsprogramm"

Habecks Bundesamt für Wirtschaft zahlt Gelder an Unternehmen nicht aus

(23.10.2022) Das in den Zuständigkeitsbereich von Wirtschafts- und Klimaschutz-Minister Robert Habeck fallende Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle lässt die Unternehmen Deutschlands am langen Arm verhungern. In der schwersten Energie- und Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg mit explodierenden Energiepreisen und drohendem Gas-Schock wurden erst gut 42 Millionen Euro innerhalb eines halben Jahres ausgezahlt – aus einem Topf von satten 5.000 Millionen (5 Mrd.) Euro. Habecks Behörde überwies demnach erst 0,8 Prozent der (angeblich) zur Verfügung gestellten Mittel. Das ist die düstere Bilanz des Energiekostendämpfungsprogramms (EKDP) des Bundes. Im April 2022 hatten Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) das Zuschussprogramm für die Industrie angekündigt. Seit Juli können Unternehmen Anträge einreichen. 1.247 haben das inzwischen getan, 269 von ihnen daraufhin aber erst einen Bescheid erhalten. Und davon wiederum hat nur ein Bruchteil die Hilfe ausgezahlt bekommen. Nach Darstellung von Wirtschaftsvertretern hat dies schon Unternehmen in die Insolvenz getrieben, was bei einer schnelleren Auszahlung der EKDP-Hilfen verhindert hätte werden können. Das Energiekostendämpfungsprogramm wurde sehr aufwändig mit Nachweisen zu Energiekosten und finanzieller Situation der Unternehmen ausgestaltet: wie so oft ist es ein Bürokratie-Monster mit aufreibender, vielfach überfordernder Dokumentation und Kommunikation zwischen Unternehmen und Behörden, bei der im Zweifel natürlich nicht die Behörde, sondern Unternehmen, Beschäftigte und am Ende die Gesellschaft leer ausgehen. Auch gibt es in der Bundesbehörde offenbar nicht genügend fähige, neue Leute. Der neue Planwirtschafts-Staat ist völlig überfordert: Die Ampel wollte das Programm offenbar auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU) erweitern. Die Zahl der Antragsteller wäre dann von 1.247 auf Zehn- oder Hunderttausende gewachsen! Das könnte natürlich keine einzelne Behörde stemmen, schrieb das Handelsblatt am 19. Oktober 2022. Dabei zeichnen Politiker, Regierung und Parteien immer mehr das Wunschbild eines omnipotenten Staates, der alles regeln kann und regeln soll - am Ende auch mit vermeintlichen Staatsgeldern, die nichts anderes sind als die Schulden für die kommenden Jahrzehnte. Das "Energiekostendämpfungsprogramm" ist ein Paradebeispiel für einen Staat, der beständig neue Ziele, Programme und Planvorgaben entwickelt: Das Energiekostendämpfungsprogramm soll jetzt gerade noch bis zum Jahresende laufen und dann im sogenannten "Abwehrschirm" aufgehen, der möglicherweise ähnlich endet. Am Ende zieht man Bilanz: Mit jedem untergegangenen Unternehmen, mit jedem verlorenen Arbeitsplatz spart Deutschland CO2 - ist das das Ziel von Habeck: CO2-Reduktion, indem man die Industrie Deutschlands in den Abgrund stürzt und das Land verarmt?

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Explodierende Energiekosten - unkalkulierbares Risiko

Autozulieferer Bia Forst schließt Betrieb

(22.10.2022) Die BIA Forst GmbH, Autozulieferer bei Bruchsal, schließt Ende Oktober 2022. Die Betriebsschließung wurde in einer Pressemitteilung des Unternehmens mit den "explodierenden Energiekosten" begründet., die zu einem "unkalkulierbaren Risiko" führen würden. Hinzu kamen laut BNN die Corona-Maßnahmen, Lieferkettenprobleme und Chip-Mangel. 154 Beschäftigte sind von dem Aus betroffen (BNN 22.10.2022).

Betriebsaufgabe, Gründe: · Energiepreise · Lieferketten/Beschaffung/Preise · Sonstiges, Anz. betroffene Arbeitsplätze: 154

 

Energiepreisentwicklung

Ettlinger Weberei Ettlin wird geschlossen

(19.10.2022) Der Betrieb der Weberei der Ettlin Produktions GmbH in Ettlingen bei Karlsruhe wird bis zum Frühjahr 2023 komplett dicht gemacht. 60 Beschäftigte des alteingesessenen Unternehmens an der Alb sind betroffen. Hergestellt werden dort Gewebe für die Schleifmittelindustrie, also etwa Schleifbänder, Schleifscheiben oder auch Teile für die Reifenproduktion sowie Gummibeläge für Druckmaschinen. Das Unternehmen begründete die Entscheidung mit der Energiepreisentwicklung, schrieb die BNN am 19. Oktober 2022. Man gehöre zu den 1.000 sehr energieintensiven Betrieben in der Bundesrepublik. In der Produktion würden sowohl große Mengen an Strom als auch an Gas gebraucht. Die Preise hätten sich im Vergleich zum Jahresbeginn 2021 verzehnfacht. Beim Strom habe man damals noch fünf Cent pro Kilowattstunde bezahlt, jetzt seien es 50 Cent für das kommende Jahr. Beim Gas habe sich der Preis versechsfacht. "Seit dem Sommer verkaufen wir nichts mehr", so Oliver Maetschke, Oliver Maetschke der Ettlin AG. Kunden hätten sich für andere Lieferanten entschieden, die beispielsweise in den USA oder in Pakistan sitzen. "Dort gibt es keine Energiekrise, die können ganz andere Preise bieten als wir in Europa". Die Ettlin AG hatte schon 2018 die Sparte Spinnerei und damit die Produktion von Garnen aufgegeben. Damit war eine mehr als 180 Jahre alte stolze Industrietradition im vorderen Albtal zu Ende (BNN 19.10.2022).

Betriebsaufgabe, Gründe: · Energiepreise, Anz. betroffene Arbeitsplätze: 60

 

Hohe Energiepreise

Verband der Brauereien warnt vor Insolvenz-Welle

(18.10.2022) Viele Brauereien in Deutschland werden den Jahreswechsel nicht mehr erleben, warnt der Deutsche Brauer-Bund. In der Energiekrise habe sich die Situation der Branche dramatisch zugespitzt, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Holger Eichele, am 13. Oktober 2022 in Berlin. "Wenn es Bund und Ländern nicht bald gelingt, die Preise für Gas und Strom schnell und wirksam zu begrenzen, werden viele Betriebe im produzierenden Gewerbe den Jahreswechsel nicht mehr erleben." Nach der Absatzkrise während der Corona-Pandemie setzten nun die hohen Energiepreise den Betrieben zu, schilderte Eichele die Lage. Zwar habe sich der Absatz zuletzt stabilisiert, doch die hohen Kosten führten zu herben Verlusten (Lebensmittel-Zeitung 13.10.2022, CHIP/dpa 18.10.2022).

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Rückläufige Pkw-Absatzzahlen

Autozulieferer Borgers hat Insolvenz angemeldet

(17.10.2022) Der nordrhein-westfälische Autozulieferer Borgers hat Insolvenz angemeldet. Das nordrhein-westfälische Traditionsunternehmen steckt seit Jahren tief in der Krise. Laut Wirtschaftswoche hatte Borgers schon 2020 „sämtliche wesentlichen Aktiva“ an die Kreditgeber verpfändet. Ein Käufer für das Kerngeschäft wurde gesucht, aber nicht gefunden. "Autozulieferer gelten angesichts der schwachen Margen und der rückläufigen Pkw-Absatzzahlen als eine der Branchen, die in der sich anbahnenden Rezession besonders insolvenzanfällig sind", schrieb das Handelsblatt am 17. Oktober 2022. Borgers produziert Verkleidungen, Dämpfungen und Isolationen aus Naturfasern und Kunststoffen und zählt Volkswagen zu seinen größten Kunden. Das Unternehmen "hat Weltwirtschaftskrise, Hyperinflation und zwei Weltkriege überstanden und sich nach und nach als einer der großen etabliert", schrieb die Wirtschaftswoche am 17. Oktober 2022 (Wirtschaftswoche 17.10.2022, Handelsblatt 17.10.2022).

Insolvenz, Gründe: · Sonstiges, Anz. betroffene Arbeitsplätze: 6.000

 

Kosten für Material, Energie, Personal - Versorgungsengpässe

Seifenhersteller Kappus ist insolvent

(15.10.2022) Eine weitere Traditionsfirma aus Deutschland geht in die Insolvenz. Das 1848 gegründete Seifenunternehmen Kappus hat am 30. September 2022 einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt, heißt es bei chip.de. Die Löhne und Gehälter der 181 Angestellten sind über die Bundesagentur für Arbeit nur noch bis Ende des Jahres gesichert, wie das Unternehmen aus Heitersheim (Baden-Württemberg) mitteilt. Der Geschäftsbetrieb bei guter Auftragslage soll ohne Einschränkungen weiterlaufen, heißt es. Kappus stellt sowohl feste Seifenstücke als auch flüssige Seifen her. Das Unternehmen spricht auch von gestiegenen Kosten für Material, Personal und Logistik sowie Versorgungsengpässen, berichtet Heidelberg 24. Im September 2018 hatte das Traditionsunternehmen nach 170 Jahren Firmengeschichte erstmals Insolvenz in Eigenverwaltung anmelden müssen. Schon damals waren die stark gestiegenen Rohstoffpreise und der hohe Preisdruck Grund für die finanziellen Probleme. Der Standort in Offenbach hatte im Verlauf der Sanierung schließen müssen (chip.de 11.10.2022, Heidelberg 24 14.10.2022, Merkur 15.10.2022).

Insolvenz, Gründe: · Energiepreise · Lieferketten/Beschaffung/Preise · Lohnkosten, Anz. betroffene Arbeitsplätze: 181

 

"Ausstieg aus allem möglichen – Einstieg in nichts"

Bayern droht die Deindustrialisierung

(14.10.2022) Mit "klaren Worten" ging man bei einem IHK-Regional-Forum in Ingolstadt mit der derzeitigen Energiepolitik teilweise hart ins Gericht. Das erklärte Christian Krömer, Vorsitzender des Regionalausschusses Neuburg-Schrobenhausen der Industrie- und Handelskammer (IHK). Die Tonlage gab laut ingolstadt-today Peter Kammerer, der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern vor: "Mittelfristig besteht die Gefahr, dass der Standort Bayern und der Standort Deutschland die Wettbewerbsfähigkeit bei der Industrie verlieren." Grund sei die sich immer mehr verschlechternde Energiesituation: 2019 lag der Gaspreis bei etwa 20 Euro pro Megawattstunde, im Augenblick liegt er zwischen 150 und 200 Euro. Aufgrund der Strompreisbildung nach dem "Merit-Order-Prinzip" führe das Gaspreis-Problem automatisch zu einem Strompreis-Problem, so Kammerer. Wenn die Energiekosten auf dem jetzigen Niveau bleiben, hielten ein Drittel der bayerischen Unternehmen höchstens noch ein halbes Jahr durch, erklärte er. Spanien habe "Merit-Order" schon im Mai außer Kraft gesetzt, weswegen die Strompreise dort deutlich niedriger seien. Nach Auffassung von Kammerer sollten endlich alle Anstrengungen unternommen werden, "alles an Energie auf den Markt zu bringen, was möglich ist". Auch heimische Erdgasvorkommen sollten erschlossen werden. Der Geschäftsführer der Stadtwerke Ingolstadt, Matthias Bolle, konstatierte laut ingolstadt-today im Hinblick auf die fast gleichzeitige Abkehr von Kernkraft-, Kohle- und Gasenergie: "Es liegt ein Systemfehler vor: Wir arbeiten immer mit Verboten, anstatt nach Lösungen zu suchen." Stefan Dick, Geschäftsführer der Schrobenhausener Südstärke, ergänzte: "Wir forcieren einen Ausstieg aus allem möglichen – aber einen Einstieg in nichts." Unter großem Applaus wurde auf dem IHK-Regional-Forum auch die einseitige Hinwendung zum Elektro-Auto und die Verteufelung des Verbrennermortors scharf kritisiert (ingolstadt-today.de 14.10.2022).

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Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken

Ex-Siemens-Chef Joe Kaeser warnt vor Deindustrialisierung wegen Kohleausstieg

(13.10.2022) Der langjährige Siemens-Chef Joe Kaeser warb vor der Bundestagswahl für die Grünen, nun zeigt er sich enttäuscht. "Eine Laufzeitverlängerung kategorisch auszuschließen ist nicht klug", sagte er den Handelsblatt mit Blick auf den Atomkurs der Partei. "Sonst stolpern wir von einer taktischen Debatte in die nächste." Zudem könne man darüber streiten, ob es seitens der Bundesregierung klug war, Öl- und Gasimporte aus Russland aufzukündigen, ohne eine Alternative zu haben. "In der Wirtschaft wäre so etwas unverzeihlich, hier hätte man erst andere Lieferanten binden müssen", sagte der Manager, der jetzt die Aufsichtsräte von Daimler Truck und Siemens Energy führt. Im Gespräch mit dem Handelsblatt kritisierte er zudem das von der Bundesregierung geplante Energiepaket als "nicht nachhaltig". Kaeser hält das Vorhaben, ab 2030 auf Kohle zu verzichten, für illusorisch – und warnt vor einer massiven Deindustrialisierung Deutschlands (Handelsblatt 13.10.2022).

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Weitere Meldung(en) zu "Siemens AG":
21.05.2022: Siemens-Manager warnt vor Deindustrialisierung Österreichs

 

Personal- und Lieferengpässe

Wolff Bau meldet Insolvenz an

(12.10.2022) Die Saarbrücker Firma Wolff Hoch- und Ingenieurbau hat am 12. Oktober 2022 einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Grund sind massive Zahlungsausfälle. Diese resultieren aus aktuellen Personal- und Lieferengpässen auf den Baustellen. Das Unternehmen existiert seit 125 Jahren. Wolff Bau hat 105 Beschäftigte. Um ihre Arbeitsplätze zu sichern, sollen die Geschäfte vorerst weiterlaufen (SAARTEXT 12.10.2022, SR 12.10.2022).

Insolvenz, Gründe: · Fachkräftemangel · Sonstiges, Anz. betroffene Arbeitsplätze: 105

 

"Weitere Wachstumsfinanzierung nicht sichergestellt"

Hamburger Unternehmen Ibeo Automotive Systems ist insolvent

(07.10.2022) Die Hamburger Ibeo Automotive Systems GmbH hat einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. "Ursache des Insolvenzantrages ist, dass die weitere Wachstumsfinanzierung nicht sichergestellt werden konnte", teilte das Unternehmen mit. Anteilseigner ZF steigt als Anteilseigner aus. Der weltweite Technologieführer auf dem Gebiet des autonomen Fahrens (Entwicklung von Lidar-Sensoren) sucht nun neue Investoren. Die Löhne und Gehälter "der mehr als 400 Mitarbeitenden" sind lediglich bis Ende November 2022 abgesichert. Das Gericht habe einen vorläufigen Gläubigerausschuss eingesetzt. Mitglieder in diesem Gremium seien "Vertreter:innen von Lieferanten, Mitarbeitenden, Kreditgebern und der Agentur für Arbeit", teilte das Management der Ibeo Automotive Systems GmbH mit. Ibeo Automotive Systems GmbH ist ein weltweiter Technologieführer auf dem Gebiet der Lidar-Sensoren (Akronym für Light Detection and Ranging), sowie der dazugehörigen Produkte und Software-Tools. Die Technologie wird als Fahrerassistenzsysteme im Auto oder im Bereich des autonomen Fahrens eingesetzt. Ibeo hat sich zum Ziel gesetzt, die Mobilität neu zu erfinden, "indem Autos zu kooperativen Partnern im Fahrprozess werden und so den Verkehr sicherer machen", so die Eigenwerbung. Ibeo beschäftigt insgesamt über 400 Mitarbeiter in Hamburg (Deutschland), Eindhoven (Niederlande) und Michigan (USA) (Ibeo Automotive Systems 30.09.2022).

Insolvenz, Gründe: · Sonstiges, Anz. betroffene Arbeitsplätze: 400

 

Panikstimmung in der Wirtschaft

Deutschland droht die Deindustrialisierung

(07.10.2022) Der Industrie verdankt Deutschland seinen Wohlstand. Doch die rapide ansteigenden Gas- und Strompreise könnten der Anfang vom Ende des Erfolgsmodells sein. Produktionsstätten werden dicht gemacht und zunehmend ins Ausland verlagert, so ntv. In Teilen der deutschen Wirtschaft greift wegen des rapiden Anstiegs der Gas- und Strompreise Panikstimmung um sich. Angesichts der bis Anfang nächsten Jahres erwarteten weiteren Preiserhöhungsrunde fürchten sowohl Betriebe als auch deren Branchenverbände, dass die Produktion in Deutschland dauerhaft unrentabel werden könnte. Das Münchner Ifo-Institut erwartet, dass die Entwicklung der Energiepreise zu vermehrten Investitionen im Ausland führen wird (ntv 07.10.2022).

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Folgeprodukte nicht wettbewerbsfähig

BASF drosselte Acetylen-Produktion

(07.10.2022) Beim Chemieriesen BASF läuft auch die Herstellung von Acetylen, einem Grundstoff für viele Kunststoffe, Textilien oder auch Lösungsmittel nicht mit voller Auslastung. Nach Angaben eines BASF-Sprechers im Oktober 2022 war die Nachfrage zurückgegangen, weil einige Acetylen-Folgeprodukte zur Zeit nicht wettbewerbsfähig hergestellt werden können (ntv 07.10.2022).

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Weitere Meldung(en) zu "BASF SE":
01.10.2021: BASF drosselt Düngerproduktion in Ludwigshafen und Antwerpen

 

Hohe Kosten für Strom, Öl und Gas

Herstellungskosten für chemische Grundstoffe explodieren

(07.10.2022) Nach Angaben des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) machen die Kosten für Strom, Öl und Gas in der chemischen Industrie durchschnittlich rund 12 Prozent der Produktionskosten aus. In der Grundstoffchemie sei der Anteil mit rund 16 Prozent noch höher, berichtet ntv. Bei einzelnen Prozessen der chemischen Industrie sind die Energiekosten nach Angaben des VCI-Hauptgeschäftsführers Wolfgang Große Entrup noch sehr viel bedeutender: "Bei einzelnen Chemikalien, zum Beispiel Ammoniak oder Chlor, liegt der Anteil sogar bei mehr als 70 Prozent." Chemische Erzeugnisse werden für die Herstellung nahezu sämtlicher Industrieprodukte benötigt. "Im dritten Quartal lagen die Energiekosten der Chemie fast 150 Prozent über dem Vorjahresniveau", sagt Große Entrup laut ntv. Innerhalb von zwei Jahren hätten sich die Energiekosten der Branche mehr als vervierfacht. Auch bei vielen Vorprodukten seien die Preise seit 2020 im dreistelligen Bereich gestiegen (ntv 07.10.2022).

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Zusammenbruch der Nachfrage nach Titandioxid

Kronos Titan drosselt die Produktion auf ein Viertel

(06.10.2022) Weil die Nachfrage nach Titandioxid dramatisch zusammengebrochen ist, muss die Kronos Titan GmbH in Nordenham die Produktion auf ein Viertel drosseln. Ab 4. Oktober 2022 gehen 280 der 350 Beschäftigten in Kurzarbeit. Die Absatzflaute ist nach Angaben von Werkleiter Carsten Büsing eine indirekte Auswirkung der Corona-Krise. Im ersten Krisenjahr habe Kronos Titan noch von dem Bau-Boom und der großen Nachfrage im Heimwerkerbereich profitiert, schreibt NWZ Online am 30. September 2022. Doch dieser Hochlauf sei mittlerweile in eine Marktsättigung umgeschlagen. Das hänge auch mit den allgemeinen Preissteigerungen und der Inflation zusammen. Viele Abnehmer von Titandioxid, das als Weißpigment vor allem in Farben, Bautenschutzanstrichen und Kunststoffen zum Einsatz kommt, seien dazu übergangen, auf die Bestände in ihren gut gefüllten Lagern zurückzugreifen und vorerst keinen Nachschub zu ordern. Das betreffe die gesamte Branche, so Büsing. Verschärft werde das Problem durch die Energiekrise und die Kostenexplosion infolge des Ukraine-Krieges (NWZ Online 30.09.2022, NDR 06.10.2022).

Produktionseinschränkung, Gründe: · Energiepreise · Inflation · Sonstiges, Anz. betroffene Arbeitsplätze: 280

 

Stabilisierung des Zink-Börsenpreises

Glencore stoppt Produktion der Nordenhamer Zinkhütte

(05.10.2022) Der Bergbau- und Handelskonzern Glencore stoppt die Produktion seiner Zinkhütte in Nordenham (Deutschland) ab dem 1. November 2022. Das Werk wird in einen Wartungs- und Instandhaltungszustand versetzt, der laut NDR voraussichtlich ein Jahr dauern soll. "Die Einstellung der Produktion ist eine Reaktion auf verschiedene externe Faktoren, die sich auf das Unternehmen und die gesamte europäische Industrie auswirken", so Koen Demesmaeker, Vorsitzender des Aufsichtsrates, laut Mitteilung des Unternehmens. Der Produktionsstopp werde so lange aufrechterhalten, bis sich die makroökonomischen Bedingungen verbessern. Das Unternehmen begründete den Schritt laut European Business Report vom 5. Oktober 2022 mit dem Hochschnellen der Strompreise infolge des Kriegs in der Ukraine. Diese hätten die Schließung und Aussetzung energieintensiver Aluminium- und Zinkhütten in Europa erzwungen, weitere Kürzungen sind nach Angaben der Unternehmen wahrscheinlich. Laut NDR verwies die Geschäftsleitung auf die Wirtschafts- und Energiekrise sowie auf den mangelnden Absatz von Zink auf dem Weltmarkt. Normalerweise produziert die Nordenhamer Zinkhütte 165.000 Tonnen Zink und Zinklegierungen pro Jahr für die Stahl- und Chemieindustrie. Der Produktionsstopp hat noch einen weiteren Grund. Das benachbarte Chemieunternehmen Kronos Titan hat ebenfalls die Produktion gedrosselt. Kronos Titan aber ist der Hauptabnehmer der Schwefelsäure, die bei der Verhüttung von Zinkerz anfällt. Für die 230.000 Tonnen Schwefelsäure pro Jahr gibt es nun keine Verwendung mehr. Auf den Börsenpreis für Zink wirkte sich der Produktionsstopp in Nordenham positiv aus: Der Benchmark-Zinkpreis an der Londoner Metallbörse machte frühe Verluste wieder wett, nachdem Glencore mitgeteilt hatte, dass es die Zinkhütte in Nordenham in den Wartungs- und Instandhaltungszustand versetzen würde, so European Business Report. Er stieg zuletzt um 2,7 Prozent auf 3133 Dollar pro Tonne, nachdem er seit seinem Rekordhoch im März 40 Prozent verloren hatte (EBR European Business Report 05.10.2022, NDR 06.10.2022).

Produktionseinschränkung, Gründe: · Energiepreise · Sonstiges, Anz. betroffene Arbeitsplätze: 400

 

Bis zu 12.000 Arbeitsplätze in Gefahr

Chemieindustrie am Standort Leuna drosselt Produktion wegen Energiekrise

(01.10.2022) Die chemische Industrie in Sachsen-Anhalt wegen der hohen Gaspreise steht laut Tichys Einblick vor dem Kollaps. Am Industriestandort Leuna kommen die Unternehmen zunehmend in Bedrängnis. "Wir haben über den Schnitt der Betriebe am Standort aktuell Produktionseinschränkungen von ungefähr 50 Prozent", sagte Christof Günther, Geschäftsführer der Infraleuna GmbH dem MDR. Viele Firmen am Standort könnten nicht mehr wirtschaftlich arbeiten. "Denn es leuchtet jedem ein, dass ein defizitärer Anlagenbetrieb nur sehr begrenzte Zeit aufrecht erhalten werden kann." Im Chemiepark Leuna seien die verschiedenen Unternehmen und Anlagen miteinander verbunden. In diesem Verbund produziere die chemische Industrie sehr effizient und wettbewerbsfähig. "Jetzt kommt es darauf an zu verhindern, dass aus diesem Verbund wesentliche Elemente herausbrechen aus wirtschaftlichen Gründen", so Günther. Denn das hätte auch Auswirkungen auf die ganze nachfolgende Industrie wie Elektrotechnik, Maschinenbau, Anlagenbau, Bauwirtschaft und Landwirtschaft. Am Industriestandort arbeiten laut MDR etwa 12.000 Menschen für rund 100 Firmen (MDR 28.09.2022, Tichys Einblick 01.10.2022).

Produktionseinschränkung, Gründe: · Energiepreise, Anz. betroffene Arbeitsplätze: 12.000

 

Energie- und Materialkosten, Flaute bei Windenergie-Ausbau

Pfälzer Gießerei Heger ist insolvent

(28.09.2022) Alle vier Unternehmen der traditionsreichen Pfälzer Heger-Gruppe befinden sich im Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. "Extrem stark gestiegene Energie- und Materialkosten und eine Auftragsflaute in der Windkraftbranche belasten die Gießerei", schrieb die Rheinpfalz am 28. September 2022. Die Heger Ferrit GmbH in Enkenbach-Alsenborn bei Kaiserslautern stellt den Kern der Heger-Gruppe dar. Auch für die eigenständigen Unternehmen Heger Guss, Heger Pro und Heger GGD hätten Anträge auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt werden müssen. Inbesondere die Preisexplosion beim Strom "trifft in Deutschland gerade eine ganze Branche mit traditionsreichen Gießereiunternehmen", so Geschäftsführer Johannes Heger gegenüber der Rheinpfalz und moniert: "Andere Länder in Europa schützen ihren industriellen Mittelstand besser". Dem Südwestrundfunk (SWR) sagte er: "Die Energiepreise bringen uns um." Die Stromkosten in der Gießerei seien von 100.000 Euro im Monat auf zuletzt 700.000 Euro angestiegen. Die Bundesregierung habe energieintensiven Unternehmen eine Liquiditätshilfe für die Zeit von Februar bis September 2022 angekündigt. Eine Auszahlung sei bisher aber nicht erfolgt, so Heger. Ein günstiger "Industriestrompreis" oder Finanzhilfen für den Mittelstand würden in der Bundesregierung zwar "diskutiert", seien aber noch immer nicht auf den Weg gebracht worden. Heger ist ein führendes Unternehmen in der Gießerei-Branche im Bereich Eisenguss. Seit der Gründung in 1902 ist die Gießerei in der Pfalz angesiedelt und hat sich stetig vergrößert. Heger Gussteile mit bis zu 30 Tonnen werden über Deutschland hinaus in die ganze Welt geliefert. Zu dem familiengeführten Unternehmen gehören 4 Fachbetriebe in denen ca. 270 Mitarbeiter beschäftigt sind (Rheinpfalz 28.09.2022, SWR 28.09.2022, Heger-Gruppe 28.09.2022).

Insolvenz, Gründe: · Energiepreise · Lieferketten/Beschaffung/Preise · Sonstiges, Anz. betroffene Arbeitsplätze: 130

 

Chemische Industrie vor dem Kollaps

"Von einem der größten Industriestandorte der Welt zum Industriemuseum"

(24.09.2022) Die chemisch-pharmazeutische Industrie ist mit einem Anteil von 15 Prozent am Gesamtverbrauch der größte Gasverbraucher in Deutschland. Sie leidet daher massiv unter dem Anstieg der Gaspreise. Im Interview mit ntv.de vom 22. September 2022 warnt Wolfgang Große Entrup, Hauptgeschäftsführer beim Verband der Chemischen Industrie (VCI), vor einer katastrophalen Entwicklung. "Die in die Höhe geschossenen Energiepreise treffen unsere Branche brutal. Die Lieferverträge vieler Mittelständler laufen bald aus. Die neuen Konditionen werden etliche Unternehmen vor unlösbare Probleme stellen", so Große Entrup. "Viele Mittelständler stehen mit dem Rücken zur Wand. Gerade im internationalen Wettbewerb können viele die Preise nicht mehr weitergeben und planen deswegen Schritt für Schritt bereits, ihre Produktion einzustellen." Die Belastungen, die deutsche Unternehmen gerade stemmen müssten, gebe es in keinem anderen Industriesektor der Welt. Die von Wirtschaftsminister Habeck geplante Umlage, die auf den Gaspreis noch oben draufkommt, enspreche dem Gaspreis in den USA. "Deutsche Unternehmen geraten daher auf dem Weltmarkt ins totale Abseits", so die Einschätzung des Verbandschefsgeschäftsführers im Gespräch mit ntv. Eine Verlagerung der Produktion ins Ausland fände daher bereits statt. Diese käme wahrscheinlich nicht wieder zurück. Wenn Unternehmen ihre Produktion herunterfahren oder ganz stilllegen, brechen im Dominoeffekt ganze Wertschöpfungsketten zusammen. Das wäre eine Katastrophe für den ganzen Wirtschaftsstandort Deutschland. Dann droht nicht nur eine Rezession. Im Moment heulen die Sirenen sehr laut. "Wir sind nur noch einen kleinen Schritt davon entfernt, von einem der größten Industriestandorte der Welt zu einem Industriemuseum zu werden", so Große Entrup. Die Gefahr einer Deindustrialisierung sei "sehr ernst. Was uns aus den Krisen der vergangenen Jahre geführt hat, war eben der industrielle Kern in Deutschland, war unsere Wertschöpfung. Das droht wegzubrechen. Sollte es so weit kommen, droht sich die Lage in Deutschland dramatisch zu verschlechtern". Einige Unternehmen würden jetzt versuchen, von Gas auf Öl umzustellen, doch die staatliche Bürokratie weiß das offenbar effektiv zu verhindern. Große Entrup: "Die Umstellung auf Öl ist mit gewaltigen Anstrengungen und Investitionen verbunden. Einige Unternehmen sind längst so weit, bekommen aber zum Beispiel nicht die Genehmigung für einen Tank, in dem das Öl gelagert werden kann." Die chemische Industrie nutzt Gas allerdings nicht nur als Energieträger, sondern auch als Rohstoff. "Als Rohstoff ist Gas kurzfristig gar nicht zu ersetzen und auf energetischer Seite versuchen wir alles, was möglich ist. In den letzten Monaten hat die Chemieindustrie ihren Gasverbrauch um 15 bis 20 Prozent reduziert. Wir sind schon so effizient wie nie zuvor und wollen gar nicht noch mehr Gas einsparen, denn das geht nur, wenn wir die Produktion noch weiter drosseln." Nach Auffassung des VCI müssen jetzt schnellstmöglich alle Energieträger ans Netz gebracht bzw. weiterbetrieben werden, um Gas einzusparen und den Strompreis zu drücken. "Dazu gehören erneuerbare Energien genauso wie Kohle- und Kernkraft" (ntv 22.09.2022).

Produktionsverlagerung, Gründe: · Energiepreise

 

"Auf dem Weg zum deindustrialisierten Kontinent?"

Französischer Glaswarenhersteller Duralex geht in "Energie-Lockdown"

(22.09.2022) Der traditionsreiche französische Glaswarenhersteller Duralex, dessen robuste Gläser in vielen Schulkantinen zur Standardausstattung gehören, schließt die Firma im Departement Loiret für fünf Monate die Werkstore – wegen der hohen Energiepreise. Das berichtet das Handelsblatt am 22. September 2022. Die Kosten für Energie entsprächen inzwischen 46 Prozent des Umsatzes, sagte Duralex-Chef José-Luis Llacuna am Mittwoch dem Fernsehsender BFM Business. Es sei unter den derzeitigen Bedingungen unmöglich, die Produktion fortzusetzen. Daher begebe man sich in einen „Energie-Lockdown“. Laut Handelsblatt stellt sich in Frankreich die Frage, "was von der ohnehin schon dezimierten industriellen Basis der zweitgrößten Volkswirtschaft der EU in einigen Jahren noch übrig bleibt". Laut Nachrichtenagentur AFP könnten etwa 300 französische Unternehmen wegen der hohen Energiepreise möglicherweise den Winter nicht überstehen. "Es sind vor allem Unternehmen, die viel Energie brauchen und ihre Verträge nicht neu verhandeln konnten", sagte Industrieminister Roland Lescure am Dienstag dem Sender Sud Radio. Unklar sei, wie viele Arbeitsplätze in den betroffenen Unternehmen gefährdet sein könnten. Das Handelsblatt wirft die Frage auf, ob sich Europa aufgrund der explodierenden Gaspreise und Strompreise "auf dem Weg zum deindustrialisierten Kontinent" befände. "Glashersteller in Frankreich, Stahlwerke in Spanien, Düngemittelfabriken in Polen: Überall in der EU wird die Produktion gedrosselt oder eingestellt" (AFP 20.09.2022, Handelsblatt 22.09.2022).

Europa, Produktionseinschränkung, Gründe: · Energiepreise

 

Mehrkosten in dreistelliger Millionenhöhe

Salzgitter-Chef rechnet mit "Verwerfungen" in Industrie und Gesellschaft

(22.09.2022) Der Stahlhersteller Salzgitter AG erwartet wegen der Gaskrise Mehrkosten in dreistelliger Millionenhöhe. "Wir müssen die derzeitige Situation sehr ernst nehmen. Es wird zu Verwerfungen sowohl in der Industrie als auch der Gesellschaft kommen", sagt der Vorstandschef des zweitgrößten deutschen Stahlproduzenten, Gunnar Groebler, dem Handelsblatt am 22. September 2022. Dennoch rechten Groebler weiterhin mit einem profitablen Geschäft, wenn auch nicht auf dem gleichen Niveau wie im ersten Halbjahr (Handelsblatt 22.09.2022).

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Weitere Meldung(en) zu "Salzgitter AG":
10.03.2022: Elektrostahlwerk Salzgitter arbeitet im Stop-and-go-Betrieb

 

Unternehmen erhalten keine neuen Strom- und Gasverträge

Automobilindustrie warnt wegen Energiekosten vor "Deindustrialisierung"

(22.09.2022) Der Verband der Automobilindustrie (VDA) befürchtet wegen hoher Energiekosten die Abwanderung zahlreicher Unternehmen und warnt vor einer "Deindustrialisierung" Deutschlands. Insbesondere der massiv gestiegene Strompreis setze den Unternehmen der Automobilindustrie erheblich zu. Der Gaspreis stelle die zweitgrößte Herausforderung dar. Das zeige eine aktuelle Umfrage des VDA unter den Automobilzulieferern sowie den Herstellern von Anhängern, Aufbauten und Bussen, an der sich vom 2. bis 9. September 2022 insgesamt 103 Unternehmen beteiligt haben. "Für mehr als die Hälfte der Unternehmen sind die Energiekosten in diesem Jahr um mindestens 50 Prozent gestiegen, für 41 Prozent der Unternehmen haben sich die Energiekosten sogar mindestens verdoppelt", schreibt der Branchenverband in einer Pressemitteilung vom 13. September 2022. Mehr als zwei Drittel aller Unternehmen blickten hinsichtlich der Energiekosten pessimistisch auf das kommende Jahr: Zwei Drittel rechnen der Umfrage zufolge für 2023 mit nochmals deutlich höheren Energiekosten. Dramatisch ist darüber hinaus, dass manche Unternehmen derzeit keinen Anschlussvertrag von ihrem Strom- und/oder Gasversorger erhalten. Jedes zehnte Unternehmen gab an, selbst davon betroffen zu sein, so der VDA. Weitere 10 Prozent gaben an, dass Lieferanten ihres Unternehmens keinen Anschlussvertrag erhalten. In Folge der extrem hohen Energiekosten gibt es laut Umfrage bereits bei 10 Prozent der Unternehmen Einschränkungen in der Produktion. Und bei knapp einem Drittel (30 Prozent!) stehen Produktionseinschränkungen aktuell zur Diskussion. Daher wird der Standort Deutschland in Bezug auf Energiepreise und Energie-Versorgungssicherheit von 85 Prozent der Unternehmen als "international nicht wettbewerbsfähig betrachtet". Die Folge ist, dass lediglich 3 Prozent der Unternehmen ihre Investitionen in Deutschland erhöhen wollen. "Demgegenüber wollen 22 Prozent Investitionen ins Ausland verlagern. 53 Prozent verschieben oder streichen ihre geplanten Investitionen". Laut VDA-Präsidentin Hildegard Müller wird „die Situation gerade der mittelständischen Unternehmen der Automobilindustrie immer dramatischer". Sie fordert die Bundesregierung auf, Maßnahmen zugunsten der nicht-energieintensiven Unternehmen zu ergreifen, "wenn ein Abriss von Wertschöpfungsketten verhindert werden soll. Wer nur die energieintensiven Branchen im Blick hat, agiert kurzsichtig“, so Müller. Es gelte, bei den Energiepreisen "die Ursache zu bekämpfen", so Müller. Daher müsse "die Angebotsseite dringend so weit wie möglich ausgebaut werden. Zudem ist die Absenkung der Stromsteuer auf das europäische Minimum längst überfällig" (VDA 13.09.2022, Hannoversche Allgemeine 20.09.2022).

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Explodierende Energiepreise, unzureichende Energieressourcen

Über die europäische Industrie zieht ein "perfekter Sturm"

(22.09.2022) Der Verband der europäischen Metallindustrie (Eurometaux) erklärte laut Handelsblatt vom 22. September 2022, dass bereits die Hälfte der Zink- und Aluminiumproduktion in Europa stillstehe. Der Eurometaux spricht von einem "perfekten Sturm" aus explodierenden Energiepreisen und unzureichenden Energieressourcen, der über die europäische Industrie hinwegzieht. „Wir sind in tiefer Sorge, dass sich Europa auf absehbare Zeit in einer kritischen Lage befindet“, heißt es in einem Brief an EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen, EURatschef Charles Michel und EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola. Der Verband forderte von EU-Kommission und Regierungen sofortige Maßnahmen, "um die strategischen energieintensiven Industriezweige zu bewahren und dauerhafte Arbeitsplatzverluste zu verhindern" (Handelsblatt 22.09.2022).

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Mineraldünger wird teuer

Düngerproduzent Yara legt in Europa 40 Prozent seiner Produktion still

(22.09.2022) Der norwegische Düngerhersteller Yara legt aufgrund des explosionsartigen Anstiegs der Erdgaspreise 40 Prozent seiner Produktion in Europa still. So soll die europäische Ammoniak-Produktion von eigentlich 4,9 Millionen Tonnen um etwa 2 Millionen Tonnen reduziert werden, schreibt agrarheute am 21. September 2022. Andere große Hersteller gingen ähnlich vor. "Das hat Auswirkungen auf die Versorgung mit Mineraldünger." Denn: Ammoniak wird zur Herstellung von Ammoniumnitrat verwendet, einem der am häufigsten verwendeten Düngemittel auf der Grundlage von Erdgas und Stickstoff. In Italien steht schon seit Ende Juni 2022 die Düngemittelfabrik von Yara still, des einzigen Produzenten von Ammoniak und Harnstoff in Italien. "Solange der Erdgaspreis auf diesem Niveau bleibt, bleiben auch wir geschlossen", erklärt Werkschef Giuseppe Piemontese laut Handelsblatt vom 22. September 2022. Die europäischen Hersteller müssen Ammoniak für die Nitratdüngemittelanlagen nun möglicherweise aus anderen Regionen der Welt importieren, so agrarheute, in denen die Gaspreise noch niedriger sind, "aber die drastischen Produktionskürzungen werden trotzdem große Auswirkungen auf Angebot und Preise haben". An den deutschen Importhäfen koste der wichtigste deutsche Stickstoffdünger KAS mittlerweile etwa 300 Euro je Tonnen – das sind den Angaben zufolge 120 Euro mehr als vor einem Jahr. Der Flüssigdünger AHL wird sogar für mehr als 300 Euro je Tonne angeboten – ein Aufschlag von 130 Euro zum vorigen Jahr (agrarheute 21.09.2021, Handelsblatt 22.09.2022).

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Weitere Meldung(en) zu "Yara International ASA":
01.10.2021: Stickstoffdüngerhersteller Yara International reduziert Ammoniakproduktion

 

Energiepreise

Polnischer Kupferproduzent KGHM drosselt Produktion

(22.09.2022) Der größte Kupferproduzent der EU, die polnische KGHM, hat seine Produktion wegen der steigenden Energiepreise erheblich gedrosselt. Der Bergbaukonzern hat seinen Sitz in der niederschlesischen Stadt Lubin, Das Unternehmen betreibt Kupfer- und Silberbergbau in Polen und ist zudem in Kanada (Kupfer, Nickel, Edelmetalle), den Vereinigten Staaten (Kupfer, Gold, Molybdän) und Chile (Kupfer, Molybdän, Gold) aktiv (Handelsblatt 22.09.2022, Wikipedia).

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Mangel an Kohlendioxid

Brauereikonzern Carlsberg erwägt Braustopp in Polen

(22.09.2022) Bierproduzenten haben mit einem Mangel an Kohlendioxid (C02) für die erforderliche Kohlensäure zu kämpfen. Insbesondere die steigenden Preise für das Gas stellen dabei eine Herausforderung dar, so Foucs am 15. September 2022. Preiszuschläge von 10 bis 15 Prozent seien mittlerweile Normalität. Der Brauereikonzern Carlsberg blicke daher den kommenden Wochen derweil mit Sorge entgegen. Laut Handelsblatt vom 22. September 2022 erwägt das Unternehmen in Polen einen Braustopp (Focus 15.09.2022, Handelsblatt 22.09.2022).

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Steigende Energiekosten

Polnischer Düngerkonzern Anwil hat Produktion eingestellt

(22.09.2022) Der polnische Düngerkonzern Anwil SA hat seine Produktion wegen den steigenden Energiekosten eingestellt (Handelsblatt 22.09.2022).

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Steigende Energiekosten

Polnischer Düngerkonzern Azoty hat Produktion eingestellt

(22.09.2022) Der polnische Düngerkonzern Grupa Azoty hat seine Produktion wegen den steigenden Energiekosten eingestellt (Handelsblatt 22.09.2022).

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Zu hohe Energiekosten

Lebensmittel-Hersteller warnen vor leeren Regalen

(21.09.2022) Die Tiefkühl- und Frischewirtschaft in Deutschland warnt vor baldigen Produktionsstopps in der Lebensmittelindustrie angesichts der hohen Energiepreise, heißt es in einem Bericht der Welt vom 21.09.2022. "Es drohen erhebliche Versorgungslücken bei der täglichen Lebensmittelversorgung der Menschen in Deutschland. Die Lage ist mehr als ernst", heißt es in einem offenen Brief der Branche, der an Bundeskanzler Olaf Scholz, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Bundesernährungsminister Cem Özdemir adressiert ist. "Die Unternehmen befürchten mittlerweile den baldigen Stillstand von Produktionslinien und die Schließung von Kühllogistikzentren für die Lebensmittelverteilung. Manche bereiten sich sogar schon auf eine mögliche Insolvenz vor." Denn die Ertragslage verschlechtere sich täglich und die Liquiditätssituation werde immer angespannter. "Es ist eine Minute vor zwölf." Hintergrund sind die dramatisch gestiegenen Preise für die Strom- und Gasversorgung, die insbesondere die Hersteller von Tiefkühlkost und Frischeprodukten belasten, so die Welt. "Die Lebensmittelwirtschaft erlebt gerade die schwerste Krise seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges", heißt es dazu in dem Schreiben des Deutschen Tiefkühlinstituts (DTI), des Verbands Deutscher Kühlhäuser und Kühllogistikunternehmen (VDKL), des Verbands der Fleischwirtschaft (VDF), des Bundesverband Fisch und des Deutschen Fruchthandelsverbands (DFHV). "Handeln Sie jetzt – sonst bleiben die Kühlschränke und Tiefkühltruhen für die deutsche Bevölkerung bald leer", heißt es in dem Schreiben an die Bundesregierung (Welt 21.09.2022).

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Deindustrialisierung Hamburgs befürchtet

Kupferkonzern Aurubis schlägt Alarm wegen explodierenden Energiepreisen

(21.09.2022) Hamburgs Kupfer- und Metallkonzern, die Aurubis AG, schlägt Alarm wegen den explodierenden Energiepreisen. "Es ist doch geradezu ein Irrwitz, dass wir die Atomkraftwerke in der jetzigen Zeit abschalten, ohne wirklich eine Alternative zu haben", sagte Aurubis-Geschäftsführer Roland Harings im Interview mit dem Hamburger Abendblatt am 17. September 2022. "Ausgerechnet zu einer Zeit, wenn selten die Sonne scheint und an vielen Tagen Windstille herrscht. Wie realitätsfern muss man denn sein, so etwas zu tun?" Er fordert, die Atomkraftwerke weiterlaufen zu lassen, bis Alternativen aufgebaut seien. Als Beispiel schlägt er vor, das Fracking von Erdgas neu zu bewerten. „Könnten wir diese Art der Gasförderung nicht in Deutschland womöglich besser und umweltverträglicher machen? Das muss man doch mindestens genauer anschauen und nicht immer alles ausschließen“, fordert er. Derzeit sei die deutsche Energiepolitik ein "Scherbenhaufen". Die Abschaltung des Hamburger Kraftwerks Moorburg bezeichnet der Aurubis-Chef als "absoluten Wahnsinn". "Der Klimaschutz ist nicht in Frage zu stellen. Aber wir können nicht alles abschalten, ohne die alternativen und grundlastfähigen Quellen schon aufgebaut zu haben", so Harings gegenüber dem Abendblatt. Kupfer- und Metallunternehmen wie Aurubis sind als energieintensive Unternehmen derzeit am meisten von der Energiekrise betroffen, weil dort Gas für industrielle Prozesse benötigt wird, schreibt die Hamburger Morgenpost am 19. September 2022. André Trepoll, Geschäftsführer des Industrieverbands Hamburg und CDU-Politiker, befürchtet deshalb vermehrt Produktionsverlagerungen ins Ausland und mittelfristig sogar eine schleichende Deindustrialisierung der Hansestadt. Denn im Vergleich zu den USA sind die Energiepreise in Deutschland teilweise um das Neunfache höher. Harings schlägt deshalb einen Industriestrompreis vor. "In Frankreich und den USA kostet eine Kilowattstunde Strom für die Industrie um die vier Cent. Das ist auch in Deutschland ohne Subventionen möglich“, sagte er. "Wenn der Staat auf überbordende Abgaben verzichten würde, ließe sich hierzulande Strom zum Weltmarktpreis von vier bis fünf Cent produzieren". Nach Informationen der Akademie Bergstraße wurde der Bundesregierung inzwischen ein Industriepreiskonzept vorgelegt (Hamburger Abendblatt 17.09.2022, Mopo 19.09.2022, Akademie Bergstraße 21.09.2022).

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21.08.2022: Kupferproduzent Aurubis AG will erhöhte Stromkosten an Kunden weitergeben

 

Schwere Serverschäden nach Stromausfall

Küchenhersteller Rational aus Melle beantragt Insolvenz

(19.09.2022) Die Rational Einbauküchen Solutions GmbH, ein renommierter Küchenhersteller aus Melle-Riemsloh, hat einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das eigene Vermögen gestellt. "Die Küchenproduktion ruht derzeit aufgrund eines Totalausfalls entscheidender Teile der Serversysteme, mit der Planung und Produktion der Küchen und wesentliche weitere Unternehmensprozesse gesteuert werden", schrieb das Westfalenblatt am 19. September 2022. "Der Vorfall ereignete sich um den Monatswechsel nach einem Stromausfall in der Region, der zu einer erheblichen Beschädigung der IT-Server und einem irreparablen Datenverlust geführt hat, nachdem auch die Notstromversorgung aufgrund technischer Defekte zeitgleich ausgefallen ist." Angesichts der Dramatik des Ereignisses, hier ebenfalls im Wortlaut die Darstellung auf unternehmeredition.de: "Nach Angaben des Insolvenzverwalters ruht die Küchenproduktion derzeit aufgrund eines Totalausfalls entscheidender Teile der Serversysteme, mit der Planung und Produktion der Küchen und wesentliche weitere Unternehmensprozesse gesteuert werden. Nach einem Stromausfall in der Region habe es eine erhebliche Beschädigung der IT-Server gegeben, der zu einem irreparablen Datenverlust geführt habe. Das Unternehmen könne daher seit Anfang des Monats aktuell keine Aufträge bearbeiten und keine Daten zu existierenden Aufträgen an die Produktion weiterleiten. Da keine Prognose möglich sei, wann die Produktion der Küchen wieder aufgenommen werden kann, habe die Geschäftsführung wegen des unvermeidbaren Umsatzausfalls und damit einhergehender drohender Zahlungsunfähigkeit die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt." Es wird aufzuklären sein, welches die Ursache dieses folgenschweren Stromausfalls ist. Im Zuge der katastrophal fehlgesteuerten Energiewende werden sowohl unbeabsichtigte Stromausfälle bis hin zum Blackout wahrscheinlicher, darüber hinaus aber sind regelmäßige, absichtliche Stromausfälle geplant und unausweichlich: Wenn Wind- und Solaranlagen nicht genügend Strom liefern, sollen "rollierende Blackouts" zu regelmäßigen, regionalen Strom-Abschaltungen führen. Die katastrophalen Schäden beim Küchenhersteller Rational zeigen, wohin eine Energiepolitik mit regelmäßigen Stromabschaltungen führen wird, die eine grüne Politikerin im Deutschen Bundestag als - wünschenswert - "angebots-orientierte Energiepolitik" dargestellt hat (Westfalenblatt 19.09.2022, unternehmeredition.de 19.09.2022, Robert Jungnischke/Henrik Paulitz: Strom-Abschaltungen und Blackout-Risiko, Akademie Bergstraße, 2022).

Insolvenz, Gründe: · Energiemangel · Sonstiges, Anz. betroffene Arbeitsplätze: 64

 

Nach Produktionsdrosselung der Düngemittelhersteller

Förstina-Sprudel von Lieferengpass bei Kohlensäure bedroht

(19.09.2022) "Die Energiekrise wird jetzt auch zu einem immer größeren Problem für Getränkehersteller", so der Radiosender FFH am 19. September 2022. Denn wegen der steigenden Erdgaspreise gibt es weniger Kohlenstoffdioxid, das die Getränkehersteller aber für ihre Kohlensäure brauchen. Der Hintergrund: Ein Großteil des auf dem Markt erhältlichen Kohlenstoffdioxides (CO2) stammt als Abfallprodukt aus der Herstellung von Düngemitteln. Viele Düngemittelhersteller haben ihre Produktion wegen der hohen Kosten für Erdgas aber stark reduziert, so dass sie auch weniger CO2 anbieten können. "Von dramatischen Ausmaßen" sprechen laut FFH inzwischen beispielsweise die Verantwortlichen bei Förstina Sprudel in Eichenzell. Verkaufsleiter Mario Petry erklärte im Gespräch mit dem Sender, dass Förstina etwa 40 Tonnen CO2 in der Woche brauche. Aktuell werde aber nur etwa die Hälfte geliefert. Derzeit könne man zwar noch das gesamte Produktportfolio bedienen, wegen des Mangels könne sich das aber jeden Tag ändern: Bei den günstigeren Marken und auch Limos könne es zu Produktionsstopps kommen (FFH 19.09.2022).

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Vervierfachung des Preises für CO2

Waldecker Mineralbrunnen sieht Versorgung mit Kohlendioxid bedroht

(19.09.2022) Der Getränkehersteller Waldecker Mineralbrunnen sieht sich durch die Krise bei bei der Versorgung mit Kohlenxioxid (CO2) bedroht, welches für die Herstellung von Kohlensäure benötigt wird. Zwar gebe es derzeit noch genügend CO2, aber die Preise seien um das Vierfache gestiegen. Die Belastung sei für das mittelständische Unternehmen kaum noch tragbar (FFH 19.09.2022).

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Lieferengpass bei CO2

Pfungstädter Brauerei hätte fast schon die Produktion stoppen müssen

(19.09.2022) Wie viele andere Getränkehersteller und Brauereien war auch die Pfungstädter Brauerei in Südhessen praktisch über Nacht von einem Kohlensäure-Mangel betroffen. Kurzfristig habe der Lieferant mitgeteilt, dass die Brauerei kein Kohlendioxid (CO2) mehr erhalten werde, das für die Kohlensäure erforderlich ist. Fast hätte deshalb die Produktion gestoppt werden müsse, sagte Geschäftsführer Peter Winter dem Radiosender FFH. Als Übergangs-Lösung habe man sich jetzt mit CO2-Flaschen beholfen, die man selbst zu Bündeln zusammengebaut habe. "Damit konnten wir mit gedrosselter Leistung zumindest abfüllen", so Winter gegenüber FFH. "So ein Problem habe ich aber in meinen 46 Berufsjahren noch nie erlebt“ (FFH 19.09.2022).

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"Dem automobilen Mittelstand steht das Wasser bis zum Hals"

Kirchhoff: Vielen Autozulieferern geht es an die unternehmerische Existenz

(13.09.2022) Der Vorsitzender des Beirats des Automobilzulieferers KIRCHHOFF Gruppe, zugleich Vizepräsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Arndt G. Kirchhoff, sagte am 13. September 2022 vor dem Hintergrund der Energiepreisexplosion: "Dem automobilen Mittelstand steht gerade das Wasser bis zum Hals. Für viele geht es um die unternehmerische Existenz. Die Unternehmen brauchen jetzt dringend schnelle und unbürokratische Hilfe, sonst werden bald bei vielen Mittelständlern die Lichter ausgehen" (VDA 13.09.2022).

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Fehlendes Kohlendioxid (CO2) könnte zu "Bierkrise" führen

Brauerei Neunspringe Worbis stellte die Produktion ein

(12.09.2022) Die Eichsfelder Brauerei Neunspringe stellte am 8. September 2022 die Produktion ein. Der Grund: Kohlendioxid (CO2) ist gerade Mangelware. Kohlendioxid wird in der Getränkeindustrie benötigt, um Kohlensäure herzustellen: Aus der Reaktion von CO2 mit Wasser. CO2 entsteht bei der Düngemittelproduktion und da diese gedrosselt wurde, kommt es zu Engpässen. Kohlensäure ist in Deutschland aktuell also Mangelware. Die steigenden Preise für das dringend benötigte CO2 stellen dabei "eine Herausforderung dar - Preiszuschläge von 10 bis 15 Prozent sind mittlerweile Normalität", schreibt Focus am 12. September 2022. "Die Energiekrise ist schon da. Aber haben wir bald auch eine Bierkrise?" fragt Bild am 9. September 2022. Schuld an den Lieferproblemen sind laut dem Deutschen Brauer-Bund unterm Strich die gestiegenen Energiepreise, die zum Einbruch der Düngemittelproduktion führten (Bild 09.09.2022, Focus 12.09.2022).

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Kohlendioxid-Knappheit - fehlende Kohlensäure

Thüringer Vereinsbrauerei Apolda stoppt Bier-Produktion

(12.09.2022) Die Vereinsbrauerei Apolda feierte im Jahr 2017 ihr 130 jähriges Bestehen. Wie andere Getränkehersteller in Deutschland auch hat Apolda Probleme aufgrund von fehlendem Kohlendioxid (CO2). Probleme. "Deshalb wird nun auch die Vereinsbrauerei in Apolda ihre Produktion einstellen", so der MDR am 9. September 2022. Da die Düngemittelproduktion in Deutschland wegen der hohen Energiepreise gedrosselt wurden, fehlt der Getränkeindustrie das dabei entstehende Nebenprodukt CO2 zur Herstellung von Kohlensäre (MDR 09.09.2022, Bild 09.09.2022).

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Entlassungen, Fabrikschließungen und Insolvenzen

Follmann: "Diese Energiepreise sind der Tod der Industrie in Deutschland"

(11.09.2022) "Diese Energiepreise sind der Tod der Industrie in Deutschland." Das sagte Henrik Follmann, geschäftsführender Gesellschafter des ostwestfälischen Chemieunternehmens Follmann, gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), Ausgabe vom 11. September 2022. Trotz eines eigenen Blockheizkraftwerks auf dem Firmengelände kostet die selbst erzeugte Energie das Familienunternehmen aufgrund der gestiegenen Brennstoffkosten inzwischen schon "fünfzehnmal so viel, wie wir uns leisten können, um auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu produzieren", so Follmann. Die Follmann Chemie GmbH stellt Klebstoffe und Druckfarben für die Möbel- und Verpackungsbranche her, zudem sind die Rand- und Mittelstreifen auf Tausenden Straßenkilometern in Deutschland mit Spezialwerkstoffen von Follmann markiert. Um rund 20 Prozent hat der Familienbetrieb seine Produktion wegen der gestiegenen Preise für Gas, Strom und Rohstoffe schon gekürzt. "Zum ersten Mal seit 40 Jahren arbeiten wir am Wochenende nicht mehr", so Follmann. Manche Kunden in Amerika und Asien hätten sich schon andere Lieferanten gesucht, die zu niedrigeren Kosten produzieren können. In Zukunft, fürchtet der Firmenchef laut FAZ, werde dasselbe auch auf dem deutschen und europäischen Markt geschehen, sobald die noch günstigen Konditionen aktueller Lieferverträge nicht mehr gelten. Es werde reihenweise zu Entlassungen, Fabrikschließungen und Insolvenzen kommen, "gerade in Familienbetrieben wie unserem, die beharrlich in Deutschland investiert haben und deshalb jetzt nicht auf Standorte im Ausland zurückgreifen können." Follmanns Vertrauen in die deutsche Wirtschaftspolitik ist nun weitgehend aufgebraucht, heißt es in dem FAZ-Beitrag mit dem Titel "Die Wut auf Habeck". Der Unternehmer ist im Gespräch mit dem Wirtschaftsminister. Follmann sieht eine einfache und praktikable Lösung für das Problem explodierender Energiepreise: Bei den Steuern und Abgaben auf Energie gebe es Spielraum. Damit zielt er auf einen von überbordenden Steuern und Abgaben entlasteten "Industriestrompreis", wie ihn auch andere Unternehmen fordern, um zu überleben. Und der Umgang mit der Atomkraft sei nach wie vor viel zu ideologisch, so Follmann. "Der Minister muss jetzt endlich die Frage beantworten, ob Deutschland als Industriestandort noch eine Zukunft haben soll oder nicht." Der nicht zum politischen Aktivismus neigende deutsche Mittelstand könnte nach dem Eindruck der FAZ bald schon "auf die Barrikaden" gehen. Henrik Follmann kündigt an: "Zur Not bringe ich meine Mitarbeiter und Kollegen aus anderen Unternehmen mit Bussen nach Berlin und demonstriere mit ihnen vor dem Reichstag" (FAZ 11.09.2022).

Produktionseinschränkung, Gründe: · Energiepreise · Steuern/Abgaben, Anz. betroffene Arbeitsplätze: 900

 

"Größte Krise in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg"

Schonlau-Werke in Kürze insolvent, wenn der Industriestrompreis nicht fällt

(11.09.2022) Wir steuern gerade durch die größte Krise in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg", so der Unternehmer Markus Dürkes gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) vom 11. September 2022. "Wenn ich sehe, wie ideologiegetrieben Herr Habeck in dieser Situation immer noch handelt, dann macht mich das einfach nur fassungslos." Dürkes ist geschäftsführender Gesellschafter der Schonlau-Werke, einer familiengeführten Eisengießerei in Geseke bei Paderborn. Der Familienbetrieb braucht jede Menge Energie für das Schmelzen von Eisen. Wenn die Eisengießerei jetzt für das kommende Jahr einkauft, dann kostet das dreizehnmal so viel wie bisher. Die Stromkosten drohen ein Mehrfaches des in normalen Zeiten erwirtschafteten Jahresgewinns seines Unternehmens zu erreichen, so Dürkes gegenüber der FAZ. Er kalkuliert, dass er deshalb die Preise seiner Produkte binnen zwölf Monaten um die Hälfte erhöhen muss. Aber seine Kundschaft, darunter viele mittelständische Maschinenbauer, muss selbst kämpfen. "Bei einer Nichtkompensation durch unsere Kunden wären wir innerhalb des ersten Quartals 2023 insolvent, sagt der Gießerei-Besitzer laut FAZ. Er hat daher kein Verständnis dafür, die letzten drei Atomkraftwerke nicht weiterzubetreiben. Die Bundesregierung müsse dafür sorgen, dass der Industriestrompreis an der Börse so schnell wie möglich auf deutlich unter 200 Euro je Megawattstunde falle. Ohne niedrigere Energiepreise drohe eine Deindustrialisierung Deutschlands, so Dürkes (FAZ 11.09.2022).

Risiko-Anzeige, Gründe: · Energiepreise, Anz. betroffene Arbeitsplätze: 170

 

Backs: Die Industrie schaltet schneller ab als vermutet

Neusser Aluminiumhersteller Speira halbiert Produktion am Standort Neuss

(09.09.2022) Der Neusser Aluminiumhersteller Speira halbiert seine Produktion am Standort Neuss. Stattdessen verkauft er überschüssigen Strom, wird somit zum "Stromdealer", schreibt die Wirtschaftswoche am 9. September 2022 und wertet dies als "Alarmsignal": "Die Industrie funkt SOS nach Berlin." Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben beschlossen, 50 Prozent seiner Produktion von Primäraluminium am Standort "Rheinwerk" in Neuss bis auf Weiteres einzuschränken. Das verringert die Hüttenproduktion künftig auf 70.000 Tonnen Primärmetall pro Jahr. "Diese Entscheidung wurde aufgrund der steigenden Energiepreise in Deutschland getroffen", schreibt das Unternehmen. "Wir stehen vor ähnlichen Herausforderungen wie viele andere europäische Aluminiumhütten. Die Energiepreise haben in den letzten Monaten ein zu hohes Niveau erreicht, und wir gehen nicht davon aus, dass diese in naher Zukunft sinken werden. Diese Entwicklung erfordert, dass wir 50 Prozent unserer Primärproduktion bis auf Weiteres drosseln, um Speiras Wertschöpfung zu erhalten", sagte Einar Glomnes, CEO von Speira. Deshalb will Speira das Primäraluminium jetzt zur Hälfte importieren, etwa aus dem Nahen Osten oder aus Nordamerika. "Die Herstellung von Primäraluminium in Deutschland, aber auch in ganz Europa ist nicht mehr wirtschaftlich möglich", sagte Geschäftsführer Volker Backs der Wirtschaftswoche, die zugleich die Frage aufwirft: "Ist das die befürchtete Zeitenwende für den Industriestandort Deutschland?" Backs dringt auf eine Diskussion, die das größere Bild ins Auge fasst, die Frage nämlich, ob Europa es sich leisten kann, auf die Produktion wichtiger Grundstoffe zu verzichten - zugunsten etwa von China. Es gehe sehr fix. "Die Industrie schaltet schneller ab, als das manche wahrnehmen." Der "Abschaltprozess" in Neuss wird Anfang Oktober beginnen und voraussichtlich im November abgeschlossen sein. "Aluminium wird per Elektrolyse hergestellt." Strom sei die entscheidende "Zutat" bei diesem chemischen Prozess, erläutert die Wirtschaftswoche. Rund 2,4 Terawattstunden Strom pro Jahr benötige Speira allein am Standort Neuss, um in 318 Elektrolysezellen 140.000 Tonnen Aluminium herzustellen. "Das ist so viel Strom wie die Stadt Düsseldort verbraucht. Aber seit die Energiekosten explodiert sind, lohnt sich das nicht mehr." Speira ist ein globales Aluminiumwalz- und Recyclingunternehmen mit sieben Produktionsstätten sowie einem F&E-Zentrum. Dazu gehören unser Joint Venture Alunorf, das weltweit größte Aluminiumwalzwerk, und das Werk in Grevenbroich, das weltweit größte Werk zum Veredeln von 2 / 2 Aluminiumwalzprodukten, sowie mehrere internationale Vertriebsbüros. Speira beschäftigt rund 5.000 Mitarbeiter vor allem in Deutschland und Norwegen, 800 davon in Neuss. Das Unternehmen plant in dem Zusammenhang vorläufig keine betriebsbedingten Kündigungen. Die Aktivitäten von Speira gründen nach eigener Darstellung auf mehr als einem Jahrhundert Erfahrung im Walzen und Recycling von Aluminium und technischem Know-how für Aluminiumprodukte. Das Unternehmen beliefert einige der bekanntesten Unternehmen weltweit in den Industrien Automobil, Verpackungen, Druck, Bau, Maschinen- und Anlagenbau (Speira GmbH 07.09.2022, WiWo 09.09.2022).

Produktionseinschränkung, Gründe: · Energiepreise

 

Corona-Politik, Lieferengpässe, Rohstoff- und Energiepreise

Automobilzulieferer Dr. Schneider ist insolvent

(08.09.2022) Dr. Schneider, ein international tätiger Automobilzulieferer aus dem bayerischen Kronach-Neuses ist insolvent. Obwohl die Auftragslage gut sei, sind dem Unternehmen die finanziellen Mittel ausgegangen. Als Gründe für die finanzielle Schieflage nennt das Unternehmen die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie. Lieferengpässe bei bestimmten Komponenten und die daraus resultierenden stark schwankenden Abrufe hätten zu deutlichen Umsatzeinbußen geführt (- 13 % von 2019 auf 2021), schreibt Automobil Industrie am 9. September 2022. Zudem drücken die gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise die Margen. Die Produktion soll „in vollem Umfang“ aufrecht erhalten bleiben. Das Unternehmen hat sich auf Produkte für den Fahrzeuginnenraum spezialisiert. Darunter sind zum Beispiel Belüftungssysteme, Dekorblenden, Ablagesysteme und Mittelkonsolen. Von der Insolvenz sind in Deutschland etwa 2.000 Mitarbeiter betroffen, die nun für drei Monate Insolvenzgeld erhalten. Die eigenständigen Gesellschaften in China, Polen, Spanien und den USA seien nicht Teil des Insolvenzverfahrens, heißt es in einer Mitteilung. Insgesamt beschäftigt Dr. Schneider 4.000 Mitarbeiter. Das Unternehmen möchte jetzt verstärkt in den Regionen Nordamerika und China investieren. Dafür benötigt der Zulieferer nun einen Investor (Focus 07.09.2022, Automobil Industrie 09.09.2022).

Insolvenz, Gründe: · Energiepreise · Lieferketten/Beschaffung/Preise · Sonstiges, Anz. betroffene Arbeitsplätze: 2.000

 

Energiekosten, Preisdruck, Elektromobilität

Autozulieferer Vitesco baut 800 Stellen ab

(08.09.2022) Die Vitesco Technologies Group AG, ein Autozulieferer mit Sitz in Regensburg, streicht bis 2026 am Produktionstandort Nürnberg 810 von 1160 Jobs. "70 Prozent aller Arbeitsplätze fallen dort weg", schreibt Bild am 8. September 2022. Und das, obwohl laut Firmensprecherin Emerenz Magerl-Ziegler (42) "erfreulich hohe Auftragseingänge" vorlägen. Begründet wird der Kahlschlag mit gestiegenen Energiepreisen und internationalem Preisdruck. Das so genannte "Kompetenzzentrum E-Mobilität" in Nürnberg soll nach Angaben von Vitesco "konsolidiert, hochautomatisiert und effizient" mit nur noch rund 350 Mitarbeitern "international wettbewerbsfähig“ aufgestellt werden. Somit werde die Produktion in Deutschland verbleiben. "Trotz aller Bemühungen lassen sich sehr schmerzhafte Einschnitte leider nicht vermeiden". Ohne das nun gebilligte "Zukunftskonzept Elektromobilität" wären die Konsequenzen aber mittel- und langfristig noch viel drastischer gewesen, so die Einschätzung des Aufsichtsratsvorsitzenden Prof. Siegfried Wolf und seines Stellvertreters Ralf Schamel von der IG Metall. "Das muss allen Beteiligten bewusst sein." (Vitesco Technologies Group AG, n-tv 07.09.2022, Bild 08.09.2022).

Produktionsumstellung, Gründe: · Energiepreise · Sonstiges, Anz. betroffene Arbeitsplätze: 810

 

Kein AdBlue und Diesel - droht jetzt eine Versorgungskrise?

SKW Piesteritz legt Ammoniak-Anlagen still

(08.09.2022) Bei den Stickstoffwerken SKW Piesteritz in Sachsen-Anhalt steht die Ammoniak-Anlagen still. "Das ist deswegen dramatisch, weil aus diesen Anlagen neben Düngemittel auch der AdBlue-Zusatz für die Abgasnachbehandlung bei Dieselfahrzeugen kommen", schreibt Tichys Einblick am 8. September 2022. SKW stelle etwa 40 Prozent des gesamten AdBlue-Bedarfs in Deutschland her, dabei handele es sich nach Berechnungen des Bundesverbandes Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung um bis zu fünf Millionen Liter - pro Tag. "Grund für die Produktionseinstellung waren die Gaspreise, aber auch Entscheidungen der Politik wie etwa die Gasumlage, die eine deutsche Spezialität ist – in anderen Länder werden die Gaspreise stattdessen gedeckelt", sagte der Sprecher von SKW, Christopher Profitlich, gegenüber Focus online. "Bisher schwankten die Gaspreise im Sommer zwischen 5 und 10 und im Winter zwischen 30 und 40 Euro pro Megawattstunde. Nun liegt der Preis zwischen 200 und 300 Euro und ist extremen Schwankungen unterworfen." Ammoniak wird aus Erdgas hergestellt, dabei fällt auch AdBlue an. Erdgas ist sowohl Rohstoff als auch gleichzeitig Energiequelle, die die Wärme für die Produktion liefert. Die exorbitant hohen Erdgaspreise, auf die noch Umlagen, Abgaben, Steuern für einen räuberischen Staat kommen, richten Unternehmen zugrunde. Allein 30 Millionen Euro Gasumlage müsste SKW abdrücken – zu viel. Daher lieber Produktion und letztlich irgendwann das Werk schließen. Fast alle moderneren LKW, Transporter oder Traktoren brauchen den gesetzlich vorgeschriebenen Zusatz AdBlue zur Reinigung von Dieselabgasen. Focus: "Stehen bald von 800.000 LKW, die täglich durch Deutschland fahren, viele still?" Das könnte im schlimmsten Fall tatsächlich passieren, warnt Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL). Nur wenige Hersteller dominieren den Markt - "und haben jetzt wegen der extremen Gaspreise die AdBlue-Produktion eingestellt oder gedrosselt". Auch andere Produkte des Chemieunternehmens fehlen jetzt. Mit erheblichen Konsequenzen, so Focus: "Wenn wir uns von russischem Gas lösen wollen, macht es wenig Sinn, wenn wir gleichzeitig Harnstoff aus Russland importieren, denn auch das ist letztlich ein Erdgas-Produkt. Indem wir unsere eigene Produktion, etwa von Düngemitteln, zurückfahren, machen wir uns umso mehr vom Ausland abhängig", so Profitlich. (Focus 08.09.2022, Tichys Einblick 08.09.2022)

Produktionseinschränkung, Gründe: · Energiemangel · Energiepreise

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19.08.2022: Bei Düngemittelhersteller SKW steht Produktion still

 

Steigende Energiekosten waren "unkalkulierbares Risiko"

Autozulieferer BIA schließt Werk in Forst

(08.09.2022) Der Automobilzulieferer BIA (BIA Kunststoff- und Galvanotechnik GmbH & Co. KG, Au) gibt seinen Standort im baden-württembergischen Forst auf, schreiben die Badischen Neuesten Nachrichten am 8. September 2022. Das Forster Werk fertigt unter anderem Chromzierleisten für die Autobranche. Seit vielen Jahren befände es sich in der Krise, heißt es vonseiten der Geschäftsführung. 2020 seien knapp eine Million Euro in einen Umbau der Produktion investiert worden. Jedoch seien Aufträge ausgeblieben. Die steigenden Energiekosten hätten sich zudem zu einem "unkalkulierbaren Risiko" entwickelt. Noch vor Ablauf des Winters werde die Produktion stillgelegt. 150 Mitarbeiter stehen damit bis Ende 2022 auf der Straße (BNN 08.09.2022).

Betriebsaufgabe, Gründe: · Energiepreise · Sonstiges, Anz. betroffene Arbeitsplätze: 150

 

Kein CO2, keine Kohlensäure

Aktienbrauerei Kaufbeuren stoppte Limonaden-Produktion

(08.09.2022) Bei der Aktienbrauerei Kaufbeuren steht die Limonaden-Produktion seit Tagen komplett still. Der Grund: Die Brauerei hat nicht mehr genug Kohlensäure, um alle Getränke der Produktpalette herstellen zu können. Normalerweise laufen in dem Betrieb an einem guten Tag rund 140.000 Limonaden-Flaschen vom Band, was einer Menge von rund 600 bis 700 Hektolitern entspricht. Doch die wenige Kohlensäure, die derzeit noch im Tank lagert, halte er nun für die Bierproduktion zurück, erklärte Brauerei-Chef Gottfried Csauth gegenüber dem BR am 8. September 2022: "Bekomme ich keine frische Lieferung, stehe ich nächste Woche ohne Kohlensäure da, dann können wir als nächstes auch kein Wasser mehr produzieren", so Csauth. Grund für die Kohlensäure-Knappheit sind die gestiegenen Gaspreise. Viele Kohlensäure-Lieferanten (Düngemittelproduzenten) mussten in Folge der massiv gestiegenen Kosten ihre Produktion drosseln. So habe der Lieferant der Aktienbrauerei Kaufbeuren laut Csauth sogar sein europäisches Werk schließen müssen, berichtet der BR. Statt den üblichen 28 Tonnen Kohlensäure, die in die Tanks der Aktienbrauerei passen, habe er überraschenderweise Ende August nur 7,5 Tonnen geliefert bekommen. Das reiche nicht für alle Produkte. Außerdem sei nicht abzusehen, wann wieder eine Lieferung kommt: "Der komplette Markt an Kohlensäure ist leer", sagt Csauth (BR 08.09.2022).

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Hohe Energiepreise bedrohen deutsche Firmen

Handelsblatt: "Einstieg in die Deindustrialisierung?"

(07.09.2022) "Die Aussichten der Industrie verdüstern sich: Es gibt wenig Hoffnung auf schnelle Hilfen gegen die hohen Energiepreise. Investitionen werden gestrichen, die Produktion gedrosselt", schreibt das Handelsblatt am 7. September 2022. "Die steigenden Preise für Energie und Rohstoffe greifen die Substanz der deutschen Industrie an." Mehr als 90 Prozent der Industrieunternehmen würden darin eine "starke" (58 Prozent) oder "existenzielle" Herausforderung (34 Prozent) sehen. Das belege die Umfrage "Lagebild im industriellen Mittelstand" des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), die der Zeitung vorliege. "Die Politik muss jetzt aktiv werden, um Insolvenzen und weitere wirtschaftliche und soziale Verwerfungen zu verhindern", sagte BDI-Präsident Siegfried Russwurm dem Handelsblatt. Inzwischen zahle die deutsche Industrie im Großhandel für 2023 einen Gaspreis, der um den Faktor acht höher liege als in den USA. Die Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Metalle (WVM), Franziska Erdle sagte dem Handelsblatt: "Wir brauchen jetzt schnell Soforthilfen, sonst droht uns in Deutschland mit der Abwicklung der Grundstoffindustrie der Einstieg in die Deindustrialisierung." Die Entwicklung könnte die Wirtschaftsstruktur ändern. Laut BDI-Umfrage würden viele mittelständische Unternehmen "Investitionen in die ökologische Transformation zurückstellen. Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) befürchtet einen sich daraus ergebenden Teufelskreis, da gleichzeitig die CO2-Preise stetig weiter steigen. Mittelfristig würden die CO2-Belastungen so enorm ansteigen (Handelsblatt 07.09.2022).

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Inflation und steigende Energiepreise

Traditions-Schuhhändler Görtz ist insolvent

(07.09.2022) Traditions-Schuhhändler Görtz, der Schuhe teilweise auch selbst designt und produziert, ist zum Sanierungsfall geworden. Die Muttergesellschaft Ludwig Görtz GmbH hat ein Schutzschirmverfahren in Eigenverwaltung beantragt, teilte das Unternehmen 6. September 2022 mit. Der Ukraine-Krieg, die Inflation und steigende Energiepreise "führten zu enormer Kaufzurückhaltung in den Filialen und im Onlinegeschäft". Der Geschäftsbetrieb läuft vorläufig weiter. Die Löhne und Gehälter der rund 1.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden in den kommenden Monaten von der Bundesagentur für Arbeit übernommen (Ludwig Görtz GmbH 06.09.2022, Focus 07.09.2022).

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Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck

"Dass bestimmte Branchen einfach erst mal aufhören zu produzieren"

(06.09.2022) Vor dem Hintergrund der Energiekrise und der Inflation wurde Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck am 6. September 2022 in der ARD-Sendung "Maischberger" gefragt, ob er den Mittelstand im Stich lasse. Ein energieintensiver Bäckereibetrieb zum Beispiel bleibe von Entlassungsmaßnahmen nahezu komplett auf der Strecke. "Energiepreisdämpfungsprogramme" sollten ja auch für den Mittelstand geöffnet werden, antwortete Habeck. Das müsste noch genau ausgearbeitet werden. Betriebe, wie Bäckereien hätten nun hohe Energiekosten, aber auch der Weizenpreis sei enorm gestiegen. Die aktuelle Situation sei der Tropfen, der das Fass in vielen Branchen zum Überlaufen bringe. Es müsste geschaut werden, wer wirklich Hilfe brauche. Ferner wurde der Wirtschaftsminister gefragt, ob er mit einer Insolvenzwelle im Winter rechne. Dies verneinte Habeck, und ergänzte: "Ich kann mir vorstellen, dass bestimmte Branchen einfach erst mal aufhören zu produzieren." Läden wie Blumenläden, Bioläden, Bäckereien würden Probleme haben, weil es eine Kaufzurückhaltung gebe, so Habeck und fuhr fort: "Dann sind die Betriebe nicht insolvent, automatisch, aber sie hören vielleicht auf zu verkaufen." Auf eine weitere Nachfrage, sagte der Minister, es werde nicht automatisch eine Insolvenzwelle geben. "Aber es kann sein, dass Bäckereien oder Handwerksbetriebe dieses Jahr die wirtschaftliche Betätigung einstellen müssen." Nach weiterem Wortwechsel: "Genau, dann geht der Bäcker pleite. Wenn er die Brötchen backt, aber nicht verkaufen würde." Schließlich betonte Habeck noch: "Wir arbeiten mit Hochdruck an der richtigen Lösung, wie beim Stresstest ..." (ARD/Maischberger 06.09.2022)

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Papierindustrie durch Energie- und Rohstoffpreise belastet

Traditionsunternehmen Hakle meldet Insolvenzverfahren an

(05.09.2022) "Hakle ist einer der traditionsreichsten Anbieter von Toilettenpapier", schreibt die Welt am 5. September 2022. "Jetzt kämpft der fast 100 Jahre alte Mittelständler ums Überleben. Grund sind die hohen Energie- und Rohstoffpreise. Und die Situation betreffe den ganzen Sektor, warnt der Branchenverband." Die energieintensive Papierindustrie unterliegt seit dem Beginn der Corona-Pandemie 2020 starken Verwerfungen im global agierenden Rohstoff-, Logistik- und Energiemarkt, so Hakle. Die Unternehmen kämpfen seit nunmehr drei Jahren mit stark gestiegenen Herausforderungen – vor allem im Gas- und Stromsektor. Das Familienunternehmen aus Düsseldorf spricht von "einer als historisch zu bezeichnenden Energiekrise". Die massiv gestiegenen Kosten für Material- und Energiebeschaffung sowie der Transporte konnten bislang nicht im zeitlich und/oder wirtschaftlich hinreichenden Umfang an die Kunden im Lebensmitteleinzelhandel und dem Drogeriesektor weitergegeben werden. Der Hygienepapierhersteller mit den traditionsreichen Marken wie Hakle, Hakle Feucht und Servus hat ein "Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung" angemeldet. Löhne und Gehälter müssen in den kommenden Monaten durch das Insolvenzausfallgeld der Bundesagentur für Arbeit und somit von der Allgemeinheit aufgebracht werden (Hakle 02.09.2022, Welt 05.09.2022).

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Strompreis, Gasumlage und "anhaltend hohe CO2-Kosten"

ArcelorMittal reduziert Stahlproduktion in Deutschland

(02.09.2022) ArcelorMittal, einer der weltweit führenden multinationalen Konzerne, ist der zweitgrößte Stahlproduzent der Welt. 2020 produzierte er 78 Millionen Tonnen Rohstahl. Jetzt stellt das Unternehmen an mehreren deutschen Standorten teilweise den Betrieb ein. "ArcelorMittal zieht in Deutschland die Konsequenzen, da nicht mehr alle Anlagen wirtschaftlich betrieben werden können", heißt es in einer Mitteilung des Konzerns mit Sitz in Luxemburg. "Die exorbitant gestiegenen Energiepreise beeinträchtigen die Wettbewerbsfähigkeit der Stahlherstellung massiv. Hinzu kommen eine schwache Marktnachfrage, ein negativer Wirtschaftsausblick sowie anhaltend hohe CO2-Kosten in der Stahlproduktion, wodurch die EU-Handelsschutzmaßnahmen an Wirkung verlieren", heißt es in einer Mitteilung des Luxemburger Konzerns vom 2. September 2022. Ab Ende September wird das Unternehmen bis auf weiteres einen der beiden Hochöfen am Flachstahlstandort Bremen stilllegen. Im Hamburger Langstahlwerk, in dem ArcelorMittal Qualitätswalzdraht produziert, wird ebenfalls ab dem vierten Quartal 2022 die Direktreduktionsanlage auf Grund der aktuellen Situation und der negativen Aussichten außer Betrieb genommen werden. In beiden Werken gibt es bereits jetzt Kurzarbeit, die durch die anstehenden Maßnahmen ausgeweitet werden muss. Auch an den Produktionsstandorten in Duisburg und Eisenhüttenstadt wird auf Grund der angespannten Lage bereits Kurzarbeit angewandt. "Die hohen Kosten für Gas und Strom belasten unsere Wettbewerbsfähigkeit stark. Dazu kommt ab Oktober die geplante Gasumlage der Bundesregierung, die uns weiter belasten wird“, so Reiner Blaschek, CEO von ArcelorMittal Germany. "Als energieintensive Industrie sind wir davon extrem betroffen. Mit einer Verzehnfachung der Gas- und Strompreise, die wir innerhalb weniger Monate hinzunehmen hatten, sind wir nicht mehr wettbewerbsfähig in einem Markt, der zu 25 Prozent aus Importen versorgt wird", so Blaschek. Das Unternehmen hat den Verbrauch von Gas bereits sehr stark reduziert. Unter anderem habe man das Vorprodukt Eisenschwamm extern aus Amerika zugekauft, wofür sonst vor Ort Erdgas genutzt worden wäre. "Die Anlage hat den Betrieb bereits um rund 80 Prozent reduziert. Der extreme Preisanstieg bei Gas und Strom macht es uns unmöglich, weiter profitabel zu arbeiten – weshalb wir Eisenschwamm nun mit höherem CO2-Fußabdruck komplett importieren müssen, um zumindest weiter produzieren zu können", so Dr. Uwe Braun, CEO von ArcelorMittal Hamburg. Der Stahlkonzern sieht "dringenden politischen Handlungsbedarf, um die Energiepreise umgehend in den Griff zu bekommen“. Das Unternehmen fordert unter anderem einen "europäischen Industriestrompreis". Ein erster Schritt müsse sein, das Strommarktdesign anzupassen, damit nicht der Erdgaspreis allein ausschlaggebend für die Strompreisbildung ist. Die geplante Gasumlage dürfe "außerdem nicht noch zusätzlich auf die bereits sehr hohen Spotmarktpreise angewandt werden" (ArcelorMittal 02.09.2022).

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Branche droht "ein kompletter Exodus"

Porzellan-Hersteller Eschenbach stellt seine Produktion wegen Energiepreisen ein

(02.09.2022) Der Porzellan-Hersteller Eschenbach in Triptis (Neue Porzellanfabrik Triptis GmbH) stellt seine Produktion zum Jahresende ein. Als Grund gab das Unternehmen die gestiegenen Energiepreise an. Geschäftsführer Rolf H. Frowein sagte dem MDR, Eschenbach müsste für das benötigte Gas ab Januar gegenüber dem aktuellen Vertrag den sechsfachen Preis bezahlen. Ein wirtschaftlicher Betrieb des Unternehmens über das Jahresende hinaus sei daher nicht möglich, ohne die Verkaufspreise zu verdoppeln, hieß es. Von der Betriebsschließung sind nach Angaben des Unternehmens 99 Mitarbeiter betroffen. Das 130 Jahre alte Traditionsunternehmen beliefert insbesondere Hotels und Gaststätten. Laut Geschäftsführer hat Eschenbach Porzellan volle Auftragsbücher, so der MDR. Mit dem Ende der Produktion zum Jahresende müssen nach seinen Worten etwa 1,5 Millionen Porzellanartikel aus dem Lager abverkauft werden. Der Geschäftsführer eines anderen Unternehmens der Branche teilte der Akademie Bergstraße mit, dass der Keramikindustrie "ein kompletter Exodus droht" (MDR 02.09.2022, Anonyme Quelle).

Betriebsaufgabe, Gründe: · Energiepreise, Anz. betroffene Arbeitsplätze: 99

 

Folgen einer Verknappung und Verteuerung von Energie

Nelskamp liefert keine Dachziegel mehr

(02.09.2022) Die Dachziegelwerke Nelskamp stellten die energieintensive Produktion von Tondachziegeln am 1. September 2022 vorläufig ein. Als Grund dafür nannte das Unternehmen laut B_I MEDIEN "die enormen Preissteigerungen bei Gas und Strom. Im Zweijahresvergleich hätten sich zuletzt die Einkaufspreise für Gas um den Faktor 16 und die für Strom um den Faktor 15,5 verteuert. Hinzu kämen die Energiepreisumlage sowie weitere Umlagen ab Oktober." Die Lage auf dem Energiemarkt sei so unsicher, dass die künftigen Kosten nicht verlässlich kalkuliert werden könnten, hieß es von Nelskamp. Nelskamp stellte dazu nach Angaben des Baufachmagazins Baulinks ausdrücklich fest: "Das sind die Folgen der Energiepolitik, die Gas und Strom künstlich verknappt und damit die gegenwärtig untragbare Preisexplosion herbeigeführt hat." Betroffen sind zwei Werke in Groß Ammensleben bei Magdeburg und im unterfränkischen Unsleben mit gut 300 Mitarbeitern, teilte Nelskamp mit. Da die Lager nicht gefüllt seien, könne das Unternehmen derzeit keine Dachziegel liefern. (Baulinks 30.8.2022, B_I MEDIEN 01.09.2022).

Produktionseinschränkung, Gründe: · Energiemangel · Energiepreise, Anz. betroffene Arbeitsplätze: 300

 

Gestiegene Gaspreise

Phosphatdüngemittel Seraplant insolvent

(31.08.2022) Die Haldensleber Seraplant GmbH stellt Phosphatdünger aus Klärschlammasche her. Für das Phosphor-Recycling-Verfahren braucht das Unternehmen enorm viel Gas. Die gestiegenen Gaspreise sorgten dafür, dass Seraplant Insolvenz anmelden musste (Volksstimme 31.08.2022).

Insolvenz, Gründe: · Energiepreise

 

Aus für drei deutsche Standorte wegen Straßensperrungen

Autozulieferer Kostal verlagert Produktion nach Ungarn

(24.08.2022) Kostal, ein wichtiger E-Automobilzulieferer, will drei Produktionsstandorte im Märkischen Kreis in Deutschland schließen. Es handelt sich um die Standorte Lüdenscheid, Meinerzhagen und Halver. Nach Angaben des Bürgermeisters handelt es sich um den größten und wichtigsten Arbeitgeber in Lüdenscheid. Getriebeplatten, Lenksäulenmodule, Sitzverstellschalter und vieles mehr wird das Unternehmen aus dem Märkischen Kreis damit künftig vermehrt im Ausland produzieren", schrieb die Wirtschaftswoche am 20. August 2022. Nur so könne Schaden von der gesamten Kostal-Gruppe abgewendet und der Fortbestand als unabhängiges Familienunternehmen gewährleistet werden. Hunderte Mitarbeiter stehen vor dem Aus. Die Produktion soll offenbar nach Ungarn verlagert werden. Kostal gilt als wichtiger Zulieferer für die Automobilbranche in der "Transformation hin zur Elektromobilität". Die Gruppe hat ihren Hauptsitz in Lüdenscheid, im westlichen Teil des Sauerlands, der nach Einschätzung des Unternehmens nicht mehr wettbewerbsfähig ist. Wegen der Vollsperrung der Autobahn A45 und weiteren drohenden Sperrungen wegen Brückenschäden sei die Logistik nicht mehr zuverlässig genug, und das auf viele Jahre hinaus. Die ungarischen Verkehrswege "würden ausgebaut, nicht wegen wegen Baufälligkeit gesperrt", schrieb Tichys Einblick am 24. August 2022. Bereits im Juni 2022 hatte sich der Bürgermeister der Stadt Lüdenscheid zu Wort gemeldet: Die Entscheidung von Kostal habe nicht nur unmittelbare Auswirkungen auf gute Arbeitsplätze vor Ort, sondern gegebenenfalls auch auf die Produktion anderer Automobilzulieferer in der Region (Stadt Lüdenscheid 22.06.2022, Wirtschaftswoche 20.08.2022, Tichys Einblick 24.08.2022).

Produktionsverlagerung, Gründe: · Sonstiges

 

Energiepreis-Anstieg

Jeder zweite Betrieb im Mittelstand bangt um Existenz

(24.08.2022) Der starke Anstieg bei den Energiepreisen geht einer Umfrage zufolge vielen mittelständischen Unternehmen nach eigener Aussage zunehmend an die Substanz. 42,36 Prozent von 853 befragten Unternehmen gaben in einer Umfrage des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW) an, dass die Energiepreisexplosion die Existenz des Unternehmens gefährden würden. Das berichteten die Zeitungen der Funke Mediengruppe laut Vorabbericht, so t-online. Mit 72,5 Prozent gaben fast drei Viertel der befragten Unternehmen an, unter den derzeitigen Preisen für Energie zu leiden (t-online.de 24.08.2022).

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Stabile und preiswerte Stromversorgung

Chip-Zulieferer Hellma Materials wandert nach Schweden ab

(23.08.2022) Die Hellma Materials GmbH, Weltmarktführer bei der Produktion von wichtigen Ausgangsmaterialien für die Produktion von Halbleitern, investiert nicht mehr am ostdeutschen Standort Jena, sondern in Schweden. Kalziumfluoridkristalle von Hellma sind ein Schlüsselmaterial bei der Chipherstellung. Die Nachfrage ist riesig. Weltweit benötigen Unternehmen die wichtigen Bausteine aus Jena, was wiederum die Produktion ankurbelt und dem Unternehmen zuletzt Umsätze in Höhe von 37 Millionen Euro einspielte. Da ist eine Expansion nur logisch, schreibt die Wirtschaftswoche am 23. August 2022. Rund 20 Millionen Euro steckt das energieintensive Unternehmen daher in eine neue Produktionsanlage. Doch statt das Werk in Deutschland zu erweitern, geht es für das Unternehmen nach Schweden (Trollhättan), weil man sich in Deutschland nicht mehr auf die Versprechen der Politik verlassen will, so Thomas Töpfer, Geschäftsführer und Mitinhaber des Unternehmens. Die Gründe für die Standortentscheidung sind vielschichtig: fehlender Zugang zu Kühlwasser, der Mangel an Fachkräften, wenig Initiative seitens der Stadt für junge Familien, die günstige Wohnungen suchen oder ein Haus bauen. Der alles ausschlaggebende Grund ist aber laut Töpfer, dass er die Preise für Strom in Deutschland für unkalkulierbar hält. Es geht um die ausufernden Kosten der Energiewende: "Zu den größten Problemen der deutschen Energiepolitik gehört aus unserer Sicht, dass die Energiepreiskomponenten unvorhersehbar ausgestaltet werden. Niemand weiß, wie hoch in Zukunft die Beträge zum Beispiel für die Speicherung oder die Elektrolyse ausfallen", sagte Töpfer der Wirtschaftswoche. Deutschland habe da strukturelle Probleme bekommen. Eine "stabile und kalkulierbare Energieversorgung ist für unser Unternehmen existentiell und hat zum Ausschlag für die Entscheidung wesentlich beigetragen“, so Töpfer. Hellma Materials braucht für die Produktion, für das Wachstum der Kristalle große Mengen an Elektroenergie, "dessen Preis sich auf dem Strommarkt zuletzt verdreifacht hat. Gleichzeitig ist die Firma abhängig von Subventionen für Strom, beispielsweise über die Befreiung der Stromsteuer oder früher die Befreiung von der EEG-Umlage." Darauf will man sich bei Hellma in Zukunft nicht mehr verlassen. Denn während die Energieversorgung in Deutschland einer "undurchschaubaren und unkalkulierbaren Preisbildung“ unterliege, finde man in Schweden stabile Verhältnisse, schreibt das Unternehmen. Dort würde Atomkraft zusammen mit Wasserkraft für konstante Preise sorgen. Gerade auch aufgrund der Krise hätte der Chef des Mittelständlers eine Verlängerung der Laufzeiten der deutschen Atomkrafwerke für richtig gehalten (HELLMA Materials 04.06.2022, Wirtschaftswoche 23.08.2022).

Produktionsverlagerung, Gründe: · Energiemangel · Energiepreise · Fachkräftemangel · Sonstiges, Anz. betroffene Arbeitsplätze: 20

 

Energiekosten

Delkeskamp Verpackungswerke schließen Papierfabrik in Nortrup

(22.08.2022) Die Delkeskamp Verpackungswerke GmbH wird wegen der hohen Energiekosten eine Papierfabrik im niedersächsischen Nortrup schließen. Das Unternehmen reagiert damit auch auf Lieferschwierigkeiten. Damit werden 70 Mitarbeiter des Familienunternehmens ihren Arbeitsplatz verlieren (Bloomberg news 19.08.2022).

Produktionseinschränkung, Gründe: · Energiepreise · Lieferketten/Beschaffung/Preise, Anz. betroffene Arbeitsplätze: 70

 

Energiekosten-Weitergabe an Kunden

Chemiekonzern Evonik plant Erdgas-Ersatz durch Kohle, Butan und Heizöl

(22.08.2022) "Die Preise belasten viele energieintensive Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen", sagte Matthias Ruch, Sprecher von Evonik Industries nach Angaben des Fachmagazin Institutional Money. Der Chemiekonzerns betreibt Anlagen in 27 Ländern. Derzeit versucht das Chemieunternehmen, in Deutschland "bis zu 40 Prozent der Erdgasvolumen" durch Flüssiggas und Kohle zu ersetzen. Die substituierte Erdgas-Menge entspricht nach Angaben des Unternehmens dem jährlichen Verbrauch von mehr als 100.000 Haushalten. Im neuen Gaskraftwerk am Standort in Marl möchte das Unternehmen künftig Liquefied Petroleum Gas (LPG, überwiegend aus Butangas bestehen) statt Erdgas zur Energieerzeugung nutzen. Ferner wird Evonik in Marl ein Kohlekraftwerk weiterbetreiben, welches eigentlich im Jahr 2022 stillgelegt werden sollte. Nach der Änderung des gesetzlichen Rahmens werde Evonik nun das notwendige Personal einstellen, Investitionen in den technischen Erhalt tätigen und "die Kohleversorgung sichern". Damit sei der Weiterbetrieb über dieses Jahr hinaus gesichert. Am Standort Marl käme es erwartungsgemäß nicht zu einer "nennenswerten Einschränkung der Produktion“, so Vorstandschef Christian Kullmann. An den anderen deutschen Standorten, unter anderem in Steinau, Essen, Krefeld, Lülsdorf und Wesseling, muss Evonik Erdgas vermutlich großteils durch Heizöl substituieren. Einen Teil des Kostenanstiegs muss Evonik an Kunden weitergeben, worunter die internationale Wettbewerbsfähigkeit leiden kann (Evonik Industries AG 08.08.2022, Institutional Money 22.08.2022).

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Minimierung des Gasverbrauchs

Kupferproduzent Aurubis AG will erhöhte Stromkosten an Kunden weitergeben

(21.08.2022) Europas größter Kupferproduzent, die in Hamburg ansässige Aurubis AG, will ihren Gasverbrauch minimieren und ihre erhöhten Stromkosten an die Kunden weitergeben. Dies hat der Vorstandsvorsitzende Roland Harings am 5. August 2022 angekündigt (DWN 20.08.2022).

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Weitere Meldung(en) zu "Aurubis AG":
21.09.2022: Kupferkonzern Aurubis schlägt Alarm wegen explodierenden Energiepreisen

 

Strom- und Wärmeproduktion

BMW trifft Vorbereitungen für erwarteten Gasmangel

(20.08.2022) Die BMW AG verstärkt ihre Vorbereitungen auf den erwarteten Gasmangel. Der in München ansässige Automobilhersteller betreibt 37 gasbetriebene Anlagen zur Produktion von Wärme und Strom in Werken in Deutschland und Österreich und erwägt, stattdessen lokale Energieversorger zu nutzen (Bloomberg 19.08.2022, DWN 20.08.2022).

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Gaspreise und Gasumlage

Bei Düngemittelhersteller SKW steht Produktion still

(19.08.2022) Beim größten mitteleuropäischen Düngemittelhersteller SKW Stickstoffwerke Piesteritz steht offenbar die Produktion still. Grund sind die hohen Gaspreise und die Gasumlage. Auf das Unternehmen käme nach eigenen Angaben monatlich eine Gasumlage in Höhe von 30 Millionen Euro zu. Das sei finanziell nicht zu stemmen. Deshalb wolle SKW bei der Gasumlage entlastet werden. Es gehe nicht darum, bevorzugt zu werden. "Es geht uns darum, international wettbewerbsfähig zu bleiben", so ein SKW-Sprecher laut agrarheute. Ohne Entlastungen sei SKW gezwungen, spätestens zum 1. Oktober 2022 Kurzarbeit anzumelden. Von Kurzarbeit würden nach Angaben des Sprechers nahezu alle der 860 Arbeitsplätze betroffen sein – und es müsste die komplette Produktion stillgelegt werden. Als einer der größten deutschen Produzenten für Ammoniak und Harnstoff hätte die Stilllegung schwerwiegende Folgen für die Verfügbarkeit von Düngemitteln. Die Ertragseinbußen in der Landwirtschaft könnte die Versorgungslage mit Lebensmitteln weiter verschärfen. Darüber hinaus würde die Gasumlage beziehungsweise der Produktionsstopp bei SKW auch die Zulieferer, Unternehmen und Familien in der strukturschwachen Region treffen, warnt der Sprecher. Neben Düngemitteln wird bei SKW AdBlue zur Abgasnachbehandlung bei Dieselmotoren produziert. Eine Knappheit bei der Harnstofflösung könne sich auf die Transport-, Logistik- und Speditionsbranche auswirken. Kommt es hier zu Störungen, gefährde das letztlich wieder die Verfügbarkeit von Lebensmitteln im Einzelhandel, so agrarheute (agrarheute 18.08.2022, t-online 19.08.2022, SKW Stickstoffwerke Piesteritz 18.08.2022).

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Weitere Meldung(en) zu "SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH":
08.09.2022: SKW Piesteritz legt Ammoniak-Anlagen still

 

Gaskrise

Glencore warnt vor Versorgungskrise bei Grundmetallen

(19.08.2022) Der führende Zinkproduzent Glencore hatte laut n-tv bereits Anfang August 2022 vor den Folgen der Energiekrise für Europa gewarnt. Die Versorgung mit Grundmetallen gerät durch die Gaskrise immer mehr unter Druck. Nach einer Umfrage des Verbandes Aluminium Deutschland können neun von zehn Aluminiumhütten nicht auf einen anderen Energieträger als Gas ausweichen. Bereits ab einer Verringerung der Gaszufuhr von bis zu 30 Prozent würde bei der Hälfte der Betriebe die Produktion stillstehen. Die Hütten erwirtschaften dem Bericht zufolge kaum noch Gewinne, viele haben ihre Produktion gedrosselt und arbeiten damit unter ihren Kapazitäten. Die Lagerbestände von Zink, Aluminium und Kupfer sind deshalb geschrumpft - auch wenn die Nachfrage wegen Rezessionsängsten gesunken ist (n-tv 18.08.2022).

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Energieinflation

BIW Isolierstoffe GmbH warnt vor Deindustrialisieurung

(19.08.2022) Die Energieinflation ist für Ralf Stoffels von der BIW Isolierstoffe GmbH, in Deutschland "viel dramatischer als anderswo". Gegenüber Bloomberg. Der Geschäftsführer des Herstellers von Silikonteilen für die Automobil-, Luft- und Raumfahrt- und Haushaltsgeräteindustrie warnt: "Ich befürchte eine allmähliche De-Industrialisierung der deutschen Wirtschaft" (Bloomberg 19.08.2022).

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Preissteigerungen auf den Beschaffungsmärkten

Notfallpläne bei Südzucker für einen eventuellen Ausfall der Gaslieferungen

(19.08.2022) Der Zuckergigant Suedzucker AG hat Notfallpläne für den Fall ausgearbeitet, dass Russland die Gaslieferungen nach Deutschland vollständig unterbricht, sagte ein Unternehmenssprecher gegenüber Bloomberg. In einer Mitteilung vom 13. Juli 2022 wies Südzucker auf "hohen Volatilitäten auf den Absatzmärkten und Preissteigerungen auf den Beschaffungsmärkten" hin (Südzucker 13.07.2022, Bloomberg 19.08.2022).

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"Keine Aluminiumhütten mehr in Deutschland"

Chef der Otto Fuchs Gruppe warnt vor schleichender Deindustrialisierung

(19.08.2022) Der Präsident des Gesamtverbandes der Aluminiumindustrie Hinrich Mählmann sieht für sein Unternehmen, die Otto Fuchs Gruppe, keine Möglichkeit, Gas ohne Produktionskürzungen einzusparen. "Wir können nicht 15 Prozent einsparen, ohne die Produktion zu reduzieren", sagt Mählmann am 1. August dem ARD-Morgenmagazin. "Das heißt, wir würden weniger ausliefern können." Die Folgen träfen dann etwa die Bauindustrie, die Automobilindustrie oder auch die Medizintechnik. Die stark gestiegenen Energiekosten machen der deutschen Aluminiumindustrie schwer zu schaffen - mit Folgen für die Produktionsmengen. Im ersten Halbjahr 2022 verzeichneten die deutschen Aluminiumhütten bei der Herstellung von Rohaluminium gegenüber dem Vorjahreszeitraum einen Rückgang von 21 Prozent, schreibt das Handelsblatt. Insgesamt wurden gut 448.000 Tonnen Rohaluminium produziert. "Wenn wir nicht zeitnah eine Lösung in der Energiekrise finden, wird es bald keine Aluminiumhütten mehr in Deutschland geben", so Mählmann laut Handelsblatt. Diese industrielle Basis müsse unbedingt erhalten werden. Eine schleichende Deindustrialisierung bedeute eine Verlagerung in Regionen mit deutlich geringeren Sozial- und Umweltstandards - mit entsprechenden Folgen für das Klima. "Deswegen sollten wir nicht an dem Ast sägen, auf dem wir sitzen" (ARD 01.08.2022, Handelsblatt 19.08.2022).

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Corona-Lockdown und Energiepreise

Brauerei Bischoff fährt nach Insolvenz die Produktion herunter

(18.08.2022) Die finanziellen Reserven der Privatbrauerei Bischoff in Winnweiler in Rheinland-Pfalz sind ausgeschöpft, das Eigenverwaltungsverfahren gescheitert - jetzt läuft laut "Focus" das Insolvenzverfahren. Laut Mitteilung der Brauerei fährt die Belegschaft daher bereits die Produktions-Anlagen kontrolliert herunter. Der geschäftsführende Gesellschafter Sven Bischoff nennt als Ursachen für die Insolvenz unter anderem den Corona-Lockdown in der Gastronomie und die gestiegenen Energiepreise. Außerdem konnte die Brauerei aufgrund einer defekten Ammoniakleitung für die Kühlung nicht die Menge an Bier produzieren, die entsprechend der eigentlichen Aufträge möglich gewesen wäre. So sei der Betrieb laut Bischoff nicht mehr kostendeckend gewesen. Betroffen sind rund 40 Mitarbeiter (Focus 18.08.2022).

Insolvenz, Gründe: · Energiepreise · Sonstiges

Weitere Meldung(en) zu "Privatbrauerei Bischoff GmbH + Co. KG":
28.10.2022: Nach Insolvenz stellt Brauerei Bischoff den Betrieb endgültig ein

 

Energiekosten, CO2-Kompensationskosten

Produktionsstopp bei der slowakischen Aluminiumschmelze Slovalco

(18.08.2022) Bei der Aluminiumschmelze Slovalco in der Slowakei kommt es zu einem Produktionsstopp. Das Werk, das sich mehrheitlich im Besitz von Norsk Hydro befindet, will die Arbeit bis September ruhen lassen. Das berichtet die Financial Times. Slovalco hat eine jährliche Produktionskapazität von 175.000 Tonnen Aluminium. Das Schmelzen von Erz zur Metallherstellung gehört zu den energieintensivsten industriellen Prozessen. Wegen den gedrosselten Lieferungen von Erdgas aus Russland kostet der Brennstoff mittlerweile im Schnitt 13 Mal so viel wie in den vergangenen zehn Jahren. "Die Schließung der Anlage spiegelt die zunehmende Belastung der europäischen Hütten angesichts höherer Energiekosten," kommentierten Analysten von JP Morgan die Zwangspause. Den Leiter der Primärproduktion von Norsk Hydro, Ola Sæter, zitiert die Financial Times mit den Worten: Slovalco sei ein "gut geführtes und modernes" Werk. Die Slowakei habe es jedoch versäumt, die CO2-Emissionen der energieintensiven Industrie im Rahmen des EU-Systems zu kompensieren, was bedeutet, dass das Werk "erhebliche finanzielle Verluste" erleiden würde, sollte der Betrieb über dieses Jahr hinaus fortgesetzt werden. Der Produktionsstopp ist insofern also auch Folge der scharfen CO2-Minderungspolitik der Europäischen Union (FT 17.08.2022, n-tv 18.08.2022).

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Budel-Hütte scheitert an Energiekosten

Niederländische Zinkhütte stellt Produktion ein

(16.08.2022) Am 16. August 2022 hat eine Zinkhütte in den Niederlanden wegen hoher Energiekosten die Einstellung der Produktion angekündigt. Die Budel-Hütte, die von der zur Trafigura-Gruppe gehörenden belgischen Nyrstar kontrolliert wird, ist eine der größten Schmelzen Europas. Sie soll ab dem 1. September 2022 "bis auf Weiteres" in einen Wartungs- und Instandhaltungszustand versetzt werden, wie die Finanzagentur Bloomberg unter Berufung auf das Unternehmen schreibt. Der Zinkpreis schoss nach der Nachricht über sieben Prozent in die Höhe. Die Verhüttung von Erz zur Metallerzeugung ist einer der energieintensivsten industriellen Prozesse, dessen Kosten in die Höhe geschossen sind (DWN 17.08.2022, n-tv 18.08.2022).

Europa, Produktionseinschränkung, Gründe: · Energiepreise, Anz. betroffene Arbeitsplätze: 429

 

Keine Klärschlammverbrennung bei Strom-Abschaltungen

Entsorgungsleistungen des schweizerischen Zementherstellers Holcim gefährdet

(15.08.2022) Die schweizerische Holcim AG (Marken Holcim, Lafarge) gehört zu den grössten Baustoffproduzenten der Welt. Die Zementwerke zählen des Unternehmens zählen zur energieintensiven Industrie, da bei der Zementherstellung gemahlener Kalkstein zu Klinker gebrannt werden muss. Als Brennmaterial verwendet Holcim in der Schweiz unter anderem Klärschlamm, Plastikabfälle und verbrauchte Lösungsmittel aus der Chemieindustrie – nicht aber Erdgas. Damit ist der Zementhersteller einer der grössten Entsorger der Schweiz, schreibt die Neue Züricher Zeitung am 13. August 2022. Diese Entsorgungsleistungen des Zementherstellers wären nun gefährdet, müsste Holcim den Betrieb wegen Strom-Rationierungen oder im schlimmsten Fall wegen vorübergehender Strom-Abschaltungen herunterfahren. Holcim könnte dann nicht mehr gleich viel Klärschlamm verbrennen. Kläranlagen würden den Schlamm zwar vorübergehend in Becken lagern, aber diese Kapazitäten wären rasch ausgeschöpft (NZZ 13.08.2022).

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Konzerne entscheiden über Zukunft des Zulieferers mit

Baumann Federn bereitet sich auf Mangellage bei Gas und Strom vor

(14.08.2022) Die Baumann Federn AG, ein Familienunternehmen aus dem sankt-gallischen Ermenswil, das weltweit 1.500 Mitarbeiter zählt und metallische Federn an die Automobil- und die Elektroindustrie sowie den Medtech-Sektor liefert, sieht sich derzeit an die Corona-Zeit erinnert. Matthias Würsten leitet bei Baumann eine Task-Force, die das Unternehmen vor dem Hintergrund einer potenziellen Gasmangellage ins Leben gerufen hat, berichtete die Neue Züricher Zeitung (NZZ) am 13. August 2022. Erneut gingen reihenweise Anfragen von Kunden dazu ein, wo die Firma produziere, welche Notfallpläne sie habe und wie sie sich bei einem Produktionsstillstand verhalten würde. Das Familienunternehmen Baumann ist insbesondere für den Betrieb ihrer Öfen zwingend auf Erdgas angewiesen. Sie verleihen den Federn spezifische Eigenschaften. Dabei käme auch Flüssiggas in Betracht, doch ist es fraglich, ob es sich lohnt, den aus Kostengründen eingemotteten Flüssggastank, zu reaktivieren. Angesichts dieser Probleme prüft Baumann intensiv eine Verlagerung der Produktion in die USA oder nach Asien. Zurzeit laufen laut NZZ "Abklärungen, wieweit Aufträge in nichteuropäische Werke verschoben werden könnten". Es sei jedoch nicht gegeben, dass Kunden einer temporären Verschiebung der Herstellung ihrer Produkte von Europa in die USA oder nach Asien zustimmen würden, sagt der Baumann-Manager Würsten. Er verweist darauf, dass Lieferverträge mit Kunden "jeweils genau definierten, was wo mit welchen Maschinen hergestellt" werde. Am Ende entscheiden demnach wohl maßgeblich die Großkonzerne über die Zukunft des Zulieferers (NZZ 13.08.2022).

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Strommangel als "Albtraumszenario" auch für Supermärkte

Schweizer Tiefkühlbäcker Aryzta fürchtet rollierende Strom-Abschaltungen

(14.08.2022) Beim Schweizer Tiefkühlbäcker Aryzta, dessen Gipfeli und Brötchen unter der Marke "Hiestand" bekannt sind, geht es beim Thema Gas und Strommangel "um eine Überlebensfrage". Das Unternehmen möchte die Mehrheit der Öfen in seinen 19 Bäckereien in Europa – viele davon in Deutschland – von Erdgas auf Heizöl umstellen. Für Unternehmensleiter Urs Jordi ist das Stromproblem für sein Unternehmen aber noch sehr viel exixtenzbedrohender als das Gasproblem. "Beim Strom haben wir keine Alternativen, wir brauchen diesen überall", sagte er gegenüber der Neuen Züricher Zeitung (NZZ). Die grossen Tiefkühllager beispielsweise, wie sie der Hersteller von Tiefkühlprodukten braucht, ließen sich nicht mit Heizöl oder mit Notstromaggregaten betreiben. Die Schweiz sieht in ihren Notfallplänen für den Winter vor, dass in einer dritten Stufe der Stromverbrauch für Unternehmen rationiert würde. In diesem Fall müsste das Unternehmen vermutlich die Produktion von Brötchen drosseln. Noch mehr als vor Rationierungen fürchtet sich das Unternehmen vor rollierenden Strom-Abschaltungen, die als vierte und letzte Stufe des Notfallplans vorgesehen sind, so die NZZ. Der Strom würde dabei in ganzen Regionen rollierend für vier Stunden abgeschaltet. Anschliessend läuft er wieder, je nach Situation, vier oder acht Stunden. Jordi bezeichnet das als "Albtraumszenario". Denn man könne ein Tiefkühllager nicht abschalten, ebenso wenig wie Kühlgeräte in den Supermärkten. Die Kühlkette dürfe allein schon wegen der Lebensmittelgesetze nicht unterbrochen werden. Der Aryzta-Chef fordert deshalb: "Der Bund muss um jeden Preis dafür sorgen, dass im Winter genügend Strom in der Schweiz vorhanden ist. Wir sind darauf angewiesen" (NZZ 13.08.2022).

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Rollierende Abschaltungen

Swiss Steel warnt vor Strommangelwirtschaft

(13.08.2022) Laut dem Stahlunternehmen Swiss Steel International darf sich ein Land wie Deutschland, das seine Wirtschaft nicht sicher mit Energie versorgen kann, nicht wundern, wenn es skeptisch beäugt wird. Dabei wirke schon der blosse Gedanke an Produktionsunterbrechungen abschreckend, schreibt die NZZ. Kunden würden zunehmend Hersteller in Regionen meiden, in denen Strom- und damit Produktionsunterbrechungen "auch nur als Möglichkeit" angesehen würden, schreibt das Unternehmen auf Anfrage der Zeitung (NZZ 13.08.2022).

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Arbeitsplatzverluste

Sanktionspolitik führt bei Anlagenbauer Linde zu Arbeitsplatzverlusten

(29.07.2022) In der Anlagenbau-Sparte von Linde droht nach dem Rückzug aus Russland ein massiver Stellenabbau. Infolge der Sanktionen im Zuge des Ukrainekriegs sind dem Unternehmen milliardenschwere, lukrative Großaufträge weggebrochen. Besonders betroffen sind die Großaufträge zum Bau von Flüssiggasanlagen und Anlagen zur weiteren Verarbeitung von Erdgas für Gazprom. Mit den Russland-Aufträgen wäre der Standort Pullach vor den Toren Münchens auf Jahre ausgelastet gewesen, schreibt das Handelsblatt. Jetzt sei der Abbau von 400 bis 500 Arbeitsplätzen geplant. Linde beschäftigt im Anlagenbau in Pullach gut 2.000 Menschen. Aufträge aus Russland machten zwei Drittel des Auftragsbestandes der Sparte aus. Der Vorstand geht wohl davon aus, dass ein Drittel unwiederbringlich verloren ist (Handelsblatt 15.07.2022).

Produktionseinschränkung, Gründe: · Außenpolitik/Sanktionen, Anz. betroffene Arbeitsplätze: 450

 

Steigende Energie- und Rohstoffpreise

Metallveredler ROT Rickert Oberflächentechnik musste Nickel-Anlage abschalten

(26.07.2022) Aufgrund von steigenden Energie- und Rohstoffpreisen musste das Unternehmen ROT Rickert Oberflächentechnik in Norderstedt bei Hamburg seine Nickel-Anlage außer Betrieb nehmen. In der Anlage wurden Metallbauteile in Nickelbädern veredelt. Seit März 2022 ist das chemische Nickelbecken außer Betrieb. "Leider kann ich das im Moment nicht anbieten", sagte Firmeninhaber Sönke Rickert dem Norddeutschen Rundfunk (NDR). "Das Bad wird bei 90 Grad Celsius geheizt. Da der Strompreis im Moment so immens gestiegen ist, ist es nicht rentabel für mich, dieses Bad weiter wirtschaftlich zu betreiben." Hinzukommen die hohen Kosten für Nickel. Das Schwermetall ist laut Rickert in den vergangenen zwei Jahren 400 Prozent teurer geworden. Der Stillstand der Nickel-Anlage bedeutet für den Firmeninhaber nach eigenen Angaben einen Verlust von 8.000 bis 9.000 Euro pro Monat. Das auf seine Kunden umzulegen, komme nicht in Frage. "Ich kann den Kunden jetzt nicht sagen, dass was vorher 50 Euro gekostet hat, jetzt 200 Euro kostet. Das macht keiner mit." Also steht das Becken still. Die Geschäfte des Familienunternehmens liefen immer gut. Aufgrund der Corona-Politik und der aktuellen Energie- und Rohstoff-Krise wird es aber immer schwieriger. Auch der Arbeitgeberverband Nordmetall sorgt sich laut NDR um die Zukunft der Unternehmen in der Metall- und Elektroindustrie, so Sprecher Alexander Luckow. Der Verband vertritt in Schleswig-Holstein rund 80 Betriebe mit 32.000 Mitarbeitern. Vor allem kleine und mittlere Betriebe hätten es schwer: "Wenn da bestimmte Dinge ausfallen, dann steht ganz schnell der Betrieb still und die Kosten bleiben natürlich trotzdem sehr hoch". Sorgen bereiten auch die hohen Lohnforderungen der IG Metall aufgrund der Inflation. Für den ein oder anderen Betrieb werde es dann ganz schön schwierig werden, die Standorte in Deutschland halten zu können (NDR 23.07.2022).

Produktionseinschränkung, Gründe: · Energiepreise · Lieferketten/Beschaffung/Preise · Inflation · Lohnkosten

 

Probleme bei Lieferketten, stark gestiegene Energiepreise

Autozulieferer Ritter Leichtmetallguss meldet Insolvenz an

(22.07.2022) Die Ritter Leichtmetallguss GmbH, mit 220 Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber in Weinstadt, hat einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Der Geschäftsbetrieb geht nach Aussage des östlich von Stuttgart angesiedelten Unternehmens uneingeschränkt weiter. Die Auftragsbücher des Unternehmens seien eigentlich gut gefüllt und die Produktion laufe. Allerdings hätten nicht zuletzt die Pandemie mit ihren Einschränkungen in den Lieferketten und die zuletzt stark gestiegenen Energiepreise dem Unternehmen stark zugesetzt, heißt es auf dem Portal unternehmeredition.de. Das Unternehmen beschäftigt sich seit 65 Jahren mit der Herstellung von Bauteilen aus Aluminium-Druckguss für Kunden aus der Automobilbranche, der Medizintechnik und dem Maschinenbau. Für die Automobilindustrie fertigt Ritter u. a. Pumpen-, Thermostat- und Wärmetauschergehäuse. Im Medizinbereich ist das Unternehmen für seine Produkte für Dental-Behandlungsstühle und für Behältersysteme für die Röntgendiagnostik und Computertomografie bekannt. Weitere Kunden kommen aus den Bereichen E-Mobility und Maschinenbau (unternehmeredition.de 22.07.2022).

Insolvenz, Gründe: · Energiepreise · Lieferketten/Beschaffung/Preise, Anz. betroffene Arbeitsplätze: 220

 

Strom- und Gaspreise

DMV Deutsche Metallveredelung GmbH ist insolvent

(19.07.2022) Die DMV Deutsche Metallveredelung GmbH in Lennestadt ist insolvent. Knapp 100 Beschäftigte verlieren ihren Arbeitsplatz. Das energieintensive Unternehmen hatte zuletzt insbesondere unter den immens steigenden Kosten für Strom und Gas gelitten. In der aktuellen geopolitischen Lage war keiner der potentiellen Investoren bereit, das mit einem Erwerb der DMV verbundene Risiko einzugehen. Daher blieb trotz intensiver Bemühungen aller Beteiligten nichts anderes übrig, als den Geschäftsbetrieb einzustellen und sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu kündigen.“ Ein Grund für die endgültige Insolvenz sind also die enorm gestiegenen Energiekosten. Das Traditionsunternehmen hatte sich in der über 50-jährigen Firmengeschichte zu einem der führenden Spezialisten in Süd-Westfalen in der Oberflächenveredlung von Metallen entwickelt, schreibt der "Südkurier". Zunächst am Standort in Grevenbrück und seit 2018 zusätzlich am Standort im Industriegebiet Theten. Die Produktion wurde größtenteils nach Theten verlagert, hier verfügt die DMV über moderne Anlagen zur Gummierung und Beschichtung (SauerlandKurier 10.07.2022, Tichys Einblick 19.07.2022).

Insolvenz, Gründe: · Energiepreise, Anz. betroffene Arbeitsplätze: 100

 

Familienunternehmen droht das Aus

Trimet hat Aluminiumproduktion wegen hohen Strompreisen massiv gedrosselt

(17.07.2022) In Essen steht die Produktion des Aluminium-Herstellers Trimet wegen der Energiekrise fast still. Aus der Not heraus verkauft der Aluminium-Hersteller stattdessen seinen Strom. Der größte deutsche Aluminiumhersteller, das Familienunternehmen Trimet mit Standorten in Nordrhein-Westfalen (Essen, Voerde) und Hamburg ist von der Energiekrise massiv betroffen. Das Unternehmen fährt seit Herbst 2021 die Produktion massiv herunter. Ohne die Produktions-Drosselung könnte Trimet die Stromkosten nicht mehr begleichen. Denn mit dem Anstieg der Gaspreise sind die Strompreise gestiegen. Die Firma Trimet produziert Primäraluminium, auch Hüttenaluminium genannt. Bei den aktuellen Strompreisen rentiert sich die Produktion für das Unternehmen aber schlichtweg nicht mehr. Für eine Tonne Aluminium müssen laut quer mehr als 5.000 Euro Strom investiert werden. Der aktuelle Aluminiumpreis an der Börse (Stand: 15. Juli 2022) liegt mit 2,33 Euro pro Kilogramm jedoch auf einem Jahrestief. Der Verkaufspreis von 2.330 Euro trägt die Stromkosten also bei weitem nicht. Dabei sind darin noch nicht einmal Materialkosten oder Lohnkosten der rund 2.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und weitere Kosten eingerechnet. Neuaufträge nimmt die Firma deswegen derzeit nicht mehr an. Sollten demnächst die Gaslieferungen ganz ausbleiben, wäre das der Super-Gau, so Trimet-Chef Philipp Schlüter. Dann müsste der Traditionsbetrieb seine Werke komplett schließen. Bekanntlich ist Gas für die Aluminiumherstellung unverzichtbar. Und im Winter könnte Energie selbst zu Höchstpreisen nicht mehr uneingeschränkt verfügbar sein. Trimet fährt nun die Produktion zurück und verkauft den dadurch eingesparten Strom mit Gewinn weiter. Das Unternehmen verkauft derzeit den schon zu günstigen Preisen kontrahierten Strom weiter. Wenn Kunden ihre Bestellung jetzt stornieren, ist das ein Profitgeschäft für Trimet, so Ruhr24. Sie können dann den Strom für den weggefallenen Auftrag zu einem Vielfachen des ursprünglichen Preises wieder verkaufen. So lohnt es sich mehr, dass die Produktion stillsteht, statt dem eigentlichen Kerngeschäft nachzugehen. Diese Lösung hat allerdings ein näherrückendes Ablaufdatum. Nämlich dann, wenn alle Altaufträge abgebaut sind. Laut "Frankfurter Allgemeine hat die Energiekrise somit absurde Folgen: "Deutschlands größte Aluminiumhütte verkauft jetzt lieber ihren Strom als ihr Leichtmetall." Dabei fehle es nicht an Nachfrage nach ihren Produkten (TRIMET Aluminium SE 15.07.2021, Tichys Einblick 11.07.2022, FAZ 11.07.2022, Ruhr24 17.07.2022).

Produktionseinschränkung, Gründe: · Energiemangel · Energiepreise, Anz. betroffene Arbeitsplätze: 2.400

 

Erdgaspreise

CF Industries schließt britisches Düngerwerk Ince

(11.07.2022) Der US-Düngemittelproduzent CF Industries wird sein Werk im englischen Cheshire wegen der hohen Erdgaspreise schließen. Wie der „Telegraph“ berichtet, zog sich eine Gruppe britischer Investoren zurück, nachdem das Unternehmen ihr endgültiges Angebot für die Anlage in Ince abgelehnt hatte. Das Konsortium UK Nitrogen unter der Führung von Richard Dannatt, eines ehemaligen Oberbefehlshabers der britischen Armee, wollte mit seiner Offerte sicherstellen, dass es nicht erneut zu einer Verknappung von lebensmittelgerechtem CO2 kommt. Das Gas fällt als Nebenprodukt der Düngerproduktion an (Börsen-Zeitung 11.07.2022).

Europa, Betriebsaufgabe, Gründe: · Energiepreise, Anz. betroffene Arbeitsplätze: 283

Weitere Meldung(en) zu "CF Industries Holdings, Inc.":
01.10.2021: Düngerhersteller CF Industries schließt britische Werke in Ince und Billingham

 

Explodierende Energiekosten

Mittelständler Heinz-Glas steht im kommenden Jahr möglicherweise vor dem Aus

(11.07.2022) Das mittelständische Unternehmen Heinz-Glas, ein 1622 gegründeter Mittelständler mit 3.400 Beschäftigten, produziert Flakons (Glasbehälter) für die Größen der Parfumindustrie: Gucci, Hugo Boss und Estée Lauder zählen zu den Kunden, so die Welt vom 11. Juli 2022. Um das Glas in die richtige Form zu bringen, erhitzen es die Maschinen im Werk im bayerischen Tettau auf mehr als 1.500 Grad – Tag und Nacht. Das verbraucht enorm viel Energie. Schon jetzt sind die Energiekosten von Heinz-Glas dreimal so hoch wie vor dem Krieg in der Ukraine. Im nächsten Jahr könnten sie nochmals deutlich steigen. Die Mehrkosten kann Heinz-Glas kaum an die Kunden weitergeben, schließlich konkurriert das Unternehmen auf dem Weltmarkt mit Unternehmen aus Asien und Amerika. Dort sind die Energiepreise viel niedriger. „Sollten die Preise im nächsten Jahr weiterhin so hoch sein, schaffen wir das nicht mehr“, so Firmenchefin Carletta Heinz. "Die Corona-Pandemie war Pillepalle verglichen mit der aktuellen Krise", so Heinz. "Wir brauchen Gas, damit es weitergeht". Laut Welt "steht das Geschäftsmodell Deutschland auf dem Spiel". Und weiter: "In kaum einem anderen Land müssen Unternehmen global so wettbewerbsfähig sein wie in der Bundesrepublik. Die Energiekosten bringen das Modell aber zunehmend an seine Grenzen. Viele Unternehmen stecken in einem Preis-Dilemma. Der Industrie droht ein Schreckensszenario." Auf dem Spiel stehe das Geschäftsmodell der Exportnation Deutschland. In kaum einem anderen Land seien die Unternehmen so darauf angewiesen, global wettbewerbsfähig zu sein. Dieser Status sei jetzt akut bedroht. Und es könne noch schlimmer kommen, wenn die Gaslieferungen einstellt würden, dann drohten "fast überall Produktionsstopps – und Deutschland im Extremfall eine der schwersten Rezessionen der Nachkriegsgeschichte" (Welt 11.07.2022).

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Türkei statt Saarland

Fliesenhersteller Villeroy & Boch schließt sein Werk in Merzig

(05.07.2022) Der Fliesenhersteller Villeroy & Boch (V&B) wird sein Werk in Merzig schließen. Das Unternehmen führt als Gründe „extrem hohe Kosten für Energie, Transporte, Verpackung und Rohstoffe“ sowie „das hohe Lohnniveau in Deutschland“ an. Das mache die Produktion von Fliesen hierzulande „wirtschaftlich unattraktiv“. Die Produktion soll noch in diesem Jahr auslaufen und ins türkische Stammwerk der Eczacibasi-Gruppe verlagert werden. Ihr gehört seit 2007 mehrheitlich die V&B Fliesen GmbH, die getrennt vom Mettlacher Keramikhersteller, der V&B AG, arbeitet. Vertrieb, Marketing und Verwaltung sollen in Merzig verbleiben. Die Logistik wird ins rheinland-pfälzische Polch in der Nähe von Koblenz verlagert (Bild 05.07.2022).

Produktionsverlagerung, Gründe: · Energiepreise · Lieferketten/Beschaffung/Preise · Lohnkosten, Anz. betroffene Arbeitsplätze: 200

 

Lohnkosten, Klimapolitik, Corona-Maßnahmen, Chip-Mangel

Ford verlagert Produktion vom Saarland nach Spanien

(23.06.2022) Am 22. Juni 2022 haben die Ford-Werke bekannt gegeben, das ein neues Elektroauto nicht am Standort Saarland, sondern im spanischen Valencia produziert wird. Eine detaillierte Analyse habe deutliche Vorteile für den Standort in Spanien ergeben: Mehr Flexibilität, Produktivität und niedrigere Arbeitskosten. „Saarlouis zeichnete sich durch beste Lage und logistische Vielseitigkeit zur Belieferung des europäischen Marktes aus. Diese Umstände wurden jedoch von den übrigen Vorteilen der spanischen Industrie weit übertroffen“, heißt es in einem spanischen Medienbericht. Spanien ist nach Deutschland das zweitwichtigste Pkw-Produktionsland Europas. VW, Mercedes, Renault, Stellantis (Citroen, Opel, Peugot) und auch Ford produzieren in Spanien, wo die Lohnkosten ein Drittel günstiger sind als in Deutschland. Die Automobilindustrie steht u.a. wegen der Klimapolitik unter Druck. "Sie muss zudem Absatzkrisen verdauen, die durch Corona-Mobilitätsbeschränkungen ausgelöst wurden. Hinzu kommt der Mikrochip-Mangel, der immer wieder die Fließbänder zum Stillstand bringt", so der "General-Anzeiger". Das führte zu einem „brutalen Bietergefecht“ zwischen den Ford-Standorten Saarlouis und Valencia. Dabei ging es um „die Verringerung der Lohnkosten, die Verlängerung der täglichen Arbeitszeit und eine Erhöhung der Arbeitstage pro Jahr“, also um eine Kürzung des Urlaubsanspruchs. Am Ende verlohr der Standort im Saarland. Betroffen von dieser Entscheidung sind über 4.600 Mitarbeiter im Hauptwerk Saarlouis und rund 2000 Beschäftigte der ansässigen Zulieferfirmen rundherum. Wie es für sie und ihre Familien nun weiter gehen wird, ist ungewiss. Die Autoproduktion in Saarlouis gilt nur bis 2025 als gesichert, bis dahin soll die Herstellung des Verbrenner-Modells Ford Focus auslaufen (General-Anzeiger 20.01.2022, NewsTrier 23.06.2022, SR 23.06.2022).

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Dekarbonisierung der Wirtschaft

Waelzholz droht Verlust der Wettbewerbsfähigkeit aufgrund steigender CO2-Preise

(14.06.2022) Der Chef des Stahlveredlers Waelzholz, Hans-Toni Junius, warnt: Strenge deutsche Klimagesetze könnten dazu führen, dass mehr Produktion nach Polen oder China verlagert wird – nicht zu weniger Treibhausgasen. Das neue Brennstoffemissionsgesetz führe bei dem energieintenisven Stahlveredler zu Zusatzkosten, denen man nicht ausweichen könne. Als Stahlverarbeiter in Deutschland müsse man aber "den Wandel betreiben. Noch aber können wir keinen grünen Wasserstoff von unseren Versorgern beziehen", so Junius. Im Jahr 2022 würden wegen des festgelegten Preises für CO2 von 25 Euro je Tonne Zusatzkosten von 1,5 Millionen Euro anfallen. "In fünf Jahren soll der Preis so steigen, dass es 3,8 Millionen Euro Belastung wären. Ab 2026 entspricht der CO2-Preis 20 Prozent unserer jährlichen Investitionen. Die sind nötig, damit wir technologisch Weltmarktspitze bleiben. Investiere ich nicht, wirtschafte ich ab. Unser Geld als Familie steckt in unserem Unternehmen. Wir reinvestieren in den Betrieb. 3,8 Millionen entsprechen 75 der aktuell 1500 Arbeitsplätze, die wir hier in Deutschland haben. Die kumulierte Belastung bis 2026 beträgt 15 Millionen Euro – und bis zum Jahr 2030 45 Millionen Euro. Unser Geschäft ist margenschwach. Innerhalb von nur drei bis vier Jahren könnten uns europäische Wettbewerber die Marktführerschaft abnehmen, wenn wir nicht weiter in unsere Technologie investieren." Man könne es sich nicht leisten, den Preis an die industriellen Kunden weiterzugeben. Für einen neuen Großauftrag und eine geplante Produktionserweiterung führt das Unternehmen "gerade Gespräche in Polen, um eine Ansiedlung dort zu prüfen. Die Ansprechpartner garantieren uns Rahmenbedingungen, die keinem nationalen Alleingang entsprechen und zumindest europäisch einheitlich sind." Laut Junius bleiben deutsche Unternehmen so nicht lange wettbewerbsfähig. "Es droht die Deindustrialisierung unseres Landes. Und andere Länder freuen sich" (Wirtschaftswoche 14.06.2021).

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Hesoun für Aussetzen der CO2-Steuer

Siemens-Manager warnt vor Deindustrialisierung Österreichs

(21.05.2022) Der Generaldirektor der Siemens Österreich, Wolfgang Hesoun, warnte vor einer Deindustrialisierung des Wirtschaftsstandorts Österreich und plädierte im Lichte der Energiekrise und hohen Inflation für eine pragmatischere Vorgangsweise bei der Erreichung der Klimaschutzziele. "Es hat keinen Sinn zu deindustrialisieren und dafür haben wir eine positive CO2-Bilanz", sagte Hesoun bei der vom Verband der Auslandspresse veranstalteten Tagung Medienmittelpunkt Ausseerland am Ödensee laut Kurier.at. Laut Hesoun braucht es 100 Quadratkilometer Photovoltaik-Anlagen, 500 bis 1.000 neue Windräder und fünf Wasserkraftwerke von der Dimension des Kraftwerks Freudenau, um die Klimaziele bis 2030 zu erreichen. "Das ist in der vorgesehenen Zeit nicht machbar." Der CO2-neutrale Umbau der Energieproduktion sei schon vor dem Krieg in der Ukraine ein höchst ambitioniertes Ziel gewesen. Mit Gaskrise und hohen Energiepreisen werde sich das Vorhaben de facto nicht ausgehen. Kritik übte er an Eleonore Gewessler, ohne die grüne Umweltministerin direkt beim Namen zu nennen, schreibt Kurier.at. Auf präsentierte Zahlen zum Gasausstiegsplan, wonach Österreichs Energiebedarf bis 2027 um 25 Prozent reduziert werden soll, blieben Antworten auf die Frage, wie das gehen soll, unklar und vage. Der Siemens-Manager zog die Berechnungen in Zweifel. Von der Politik fordert er weniger Dogmatik und mehr Pragmatik. "Wir sind im Krisenmodus. Da muss man die Ziele anpassen." Die Einführung einer CO2-Abgabe ab Sommer bezeichnete er mit Blick auf die Teuerungsraten als "Zynismus". Der Präsident des Fachverbandes der Elektro- und Elektronikindustrie FEEI sprach sich für ein Aussetzen der CO2-Steuer aus. Siemens Österreich zählt zu den führenden Technologieunternehmen des Landes. Insgesamt arbeiten für Siemens in Österreich rund 8.900 Menschen. Der Umsatz lag im Geschäftsjahr 2021 bei rund 2,7 Milliarden Euro (Kurier.at 21.05.2022).

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Weitere Meldung(en) zu "Siemens AG":
13.10.2022: Ex-Siemens-Chef Joe Kaeser warnt vor Deindustrialisierung wegen Kohleausstieg

 

Hohe Strompreise

Lech-Stahlwerke produzieren nur noch tageweise

(11.03.2022) Die Lech-Stahlwerke verbrauchen so viel Strom wie ganz Augsburg. Der ist inzwischen so teuer, dass der Betrieb zeitweise in die Zwangspause geht. „Wir legen die Produktion tageweise still“, sagte ein Unternehmenssprecher. „Eine Produktion ist wirtschaftlich nicht sinnvoll.“ Die Strompreisentwicklung werde weiter genau verfolgt und dann darauf reagiert. Das Elektro-Stahlwerk produziert nach Unternehmensangaben jährlich über eine Millionen Tonnen des Werkstoffs. Inklusive Tochterunternehmen seien an dem Standort mehr als 1000 Mitarbeiter beschäftigt. Es ist das einzige Stahlwerk in Bayern. Das energieintensive Unternehmen kündigte an, die weitere Strompreisentwicklung zu beobachten (Handelsblatt 10.03.2022, Wirtschaftswoche 10.03.2022, SZ 11.03.2022)

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Explodierende Strompreise

Stahlwerk der Celsa-Gruppe stoppt Produktion in Barcelona

(11.03.2022) In Spanien wurden die Öfen der Celsa-Gruppe in ihrem Werk in Barcelona wegen der explodierenden Strompreise im März 2022 angehalten, wie ein Sprecher des Unternehmens mitteilte (Luxemburger Wort 11.03.2022).

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Preisexplosion beim Strom

Elektrostahlwerk Salzgitter arbeitet im Stop-and-go-Betrieb

(10.03.2022) Der zweitgrößte deutsche Stahlhersteller Salzgitter betreibt ein Elektro-Stahlwerk in Peine. In diesem kommt es zu Produktionsunterbrechungen, um Strompreisspitzen zu vermeiden. Die Strompreise würden genau beobachtet und Schichten rausgenommen, wenn die Preise zu hoch seien, so ein Unternehmenssprecher laut Handelsblatt. Das Elektro-Stahlwerk laufe im Stop-and-go-Betrieb (ähnlich auch andere Elektro-Stahlwerke in Deutschland, Luxemburg, Polen, Rumänien und Spanien). Die Preisexplosion beim Strom verursache erhebliche Zusatzkosten (Handelsblatt 10.03.2022).

Produktionseinschränkung, Gründe: · Energiepreise

Weitere Meldung(en) zu "Salzgitter AG":
22.09.2022: Salzgitter-Chef rechnet mit "Verwerfungen" in Industrie und Gesellschaft

 

Dreistelliger Millionenbetrag

Thyssen-Krupp Steel hat stark steigende Ausgaben für Strom und Gas

(10.03.2022) Thyssen-Krupp Steel bekommt am Standort Duisburg die hohen Strompreise zu spüren. "Allein in den letzten sechs Monaten sind unsere Ausgaben für Gas und Strom um einen dreistelligen Millionenbetrag gestiegen", hatte der Chef von Thyssen-Krupp Steel Europe, Bernhard Osburg, Mitte vergangenen Monats laut Handelsblatt gesagt. Thyssen-Krupp habe den Vorteil, zwei Drittel des benötigten Stroms durch Prozesse am Stahlstandort Duisburg selbst zu produzieren. Allein das verbleibende Drittel führe jedoch zu diesen Zusatzkosten. "Die Strom- und Gaspreise waren bereits in den Monaten vor dem russischen Angriff auf die Ukraine dramatisch angestiegen und sie hatten sich gegenüber Anfang 2021 annähernd verdreifacht", erklärte die Wirtschaftsvereinigung Stahl auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters. Gründe seien etwa die Auswirkungen der Coronakrise, Witterungsbedingungen, drastisch gestiegene CO2-Preise, aber auch bereits die geopolitischen Spannungen gewesen. "Wir sehen mit großer Besorgnis, dass sich der Kostenanstieg durch den Ausbruch des Krieges noch weiter beschleunigt." Die Stahlindustrie sei von den Auswirkungen auf die Energiepreise massiv betroffen. Für die Branche insgesamt beziffert die Wirtschaftsvereinigung Stahl die Mehrkosten beim aktuell hohen Preisniveau für Strom und Gas auf rund 1,7 Milliarden Euro. „Das gefährdet die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Elektrostahlproduktion, die aber eine entscheidende Rolle auch für die Klimaziele der Bundesregierung spielen wird“, warnt Verbandspräsident Hans Jürgen Kerkhoff laut Welt vom 17. Februar 2022. Zumal Deutschland im internationalen Vergleich ohnehin schon mit die höchsten Strompreise habe. Darüber hinaus drohen der Werkstoffindustrie weitere milliardenschwere Belastungen durch den europäischen Emissionsrechtehandel. Die EU berät derzeit über eine tiefgreifende Revision dieses Mechanismus, schreibt die Welt. Und die derzeit diskutierten Vorschläge sähen eine schrittweise Abschaffung der kostenfreien Zuteilung von CO2-Zertifikaten vor. Laut Wirtschaftsvereinigung Stahl drohen damit Mehrkosten in Höhe von 16 Milliarden Euro pro Jahr – zusätzlich zu den Investitionen in Anlagen und den Mehrkosten für die Energie (Welt 17.02.2022, Handelsblatt 10.03.2022).

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Folgen der Elektromobilität

Automobilzulieferer TI Automotive schließt in Ettlingen

(02.02.2022) Der Automobilzulieferer TI Automotive schließt seinen Standort in Ettlingen (Landkreis Karlsruhe) Ende 2022. Die Firma stellt Kraftstofftanks für Pkws her. Insgesamt 124 Menschen sollen entlassen werden. Das würde sich mit der steigenden Nutzung von E-Autos in der Zukunft nicht mehr lohnen, heißt es zur Begründung. Die Betriebsschließung ist insofern eine Folge der Fokussierung auf die Elektromobilität im Rahmen der "Klimapolitik". Ob die Produktion der Kraftstofftanks ins Ausland verlegt wird, wurde weder bestätigt noch dementiert (BNN 02.02.2022, SWR 02.02.2022).

Betriebsaufgabe, Gründe: · Klimapolitik/CO2-Preis, Anz. betroffene Arbeitsplätze: 124

 

Letzter Standort in Deutschland schließt

Paul Hartmann AG verlagert Wundmanagement-Produktion nach Polen

(05.12.2021) Die Paul Hartmann AG schließt ihren letzten Produktionsstandort am Hauptsitz des Konzerns in Heidenheim. Die Wundmanagement-Produktion wird in Heidenheim schließen und bis Ende 2023 nach Polen verlagert. Das Unternehmen reagiert damit nach eigenen Angaben auf den steigenden Kostendruck im Gesundheitswesen, die Digitalisierung in der Gesundheitsbranche und der Ausbau der ambulanten Pflege. Am Standort Heidenheim sind rund 120 Arbeitsplätze von der Werksschließung betroffen (Heidenheimer Zeitung 05.12.2021, Paul Hartmann AG 02.08.2021).

Produktionsverlagerung, Gründe: · Sonstiges, Anz. betroffene Arbeitsplätze: 120

 

Explodierende Gaspreise

BASF drosselt Düngerproduktion in Ludwigshafen und Antwerpen

(01.10.2021) Wegen gestiegener Erdgaspreise in Europa hat der Chemiekonzern BASF die Ammoniakproduktion an den Standorten Ludwigshafen und Antwerpen gedrosselt. Die Bedingungen für einen wirtschaftlichen Betrieb einer Ammoniakanlage in der Region hätten sich erheblich verschlechtert, teilte das Unternehmen mit. Die BASF werde die Gaspreise ständig beobachten und die Ammoniakproduktion entsprechend anpassen. Ammoniak wird unter anderem zur Herstellung von Düngemitteln verwendet. Bei der Produktion der Chemikalie wird Wasserstoff benötigt, der überwiegend aus Erdgas und Wasser gewonnen wird. Laut agrarheute wird Dünger knapp und "die Preise gehen durch die Decke". Ursache für die Kostenexplosion sei die schwere Energiepreiskrise und explodierende Gaspreise. Die Ankündigung von BASF war laut agrarheute "die jüngste in einer langen Reihe von Düngemittelwerksschließungen und Kapazitätsreduzierungen", denn der Sektor habe aufgrund der weiter steigenden Erdgaspreise mit negativen Margen zu kämpfen (BASF 27.09.2021, agrarheute 01.10.2021).

Produktionseinschränkung, Gründe: · Energiepreise

Weitere Meldung(en) zu "BASF SE":
07.10.2022: BASF drosselte Acetylen-Produktion

 

Preisexplosion bei Erdgas

Düngerhersteller CF Industries schließt britische Werke in Ince und Billingham

(01.10.2021) Die Düngerhersteller und die Chemieindustrie, einschließlich der Agrarchemie, sind laut agrarheute aufgrund ihrer energieintensiven Produktion (Erdgas) ganz besonders von der Preisexplosion bei Erdgas betroffen. Im September 2021 hat der US-Hersteller und Vertreiber von Düngemitteln CF Industries (Deerfield, USA) seine beiden Werke in Großbritannien in Ince und Billingham geschlossen, wobei letzteres aufgrund von finanzieller Unterstützung der britischen Regierung den Betrieb wieder aufnehmen soll, auch um die Schlacht- und Lebensmittelindustrie mit CO2 zu versorgen (agrarheute 01.10.2021).

Europa, Betriebsaufgabe, Gründe: · Energiepreise

Weitere Meldung(en) zu "CF Industries Holdings, Inc.":
11.07.2022: CF Industries schließt britisches Düngerwerk Ince

 

Explodierende Gaspreise

Stickstoffdüngerhersteller Yara International reduziert Ammoniakproduktion

(01.10.2021) Yara International, einer der weltgrößten Stickstoffdüngerhersteller, gab im September 2021 bekannt, dass man rund 40 Prozent der europäischen Ammoniakproduktionskapazität stilllegen will – wegen der explodierenden Gaspreise die eine rentabele Produktion unmöglich machen. Nun soll Ware aus anderen Werken importiert werden. "Billig wird das sicher auch nicht", so agrarheute (agrarheute 01.10.2021).

Europa, Produktionseinschränkung, Gründe: · Energiepreise

Weitere Meldung(en) zu "Yara International ASA ":
22.09.2022: Düngerproduzent Yara legt in Europa 40 Prozent seiner Produktion still

 

Hohe Produktionskosten

Stickstoffdüngerhersteller Achema schränkt Produktion ein

(01.10.2021) Litauens auf den Export ausgerichteter Stickstoffdüngerhersteller Achema hat laut agrarheute Pläne zur Wiederinbetriebnahme seiner Ammoniakanlage Ende August 2021 abgesagt, nachdem diese turnusmäßig gewartet worden war. Die AB Achema ist das größte Chemieunternehmen im Baltikum. Das Stickstoffdünger-Werk befindet sich in Jonalaukis in der Rajongemeinde Jonava, Litauen. Anhaltend hohe Erdgaspreise sind Auslöser der aktuellen Krise. Die hohen Produktionskosten führten außerdem auch zu einer teilweisen Einstellung der Ammoniakproduktion im OCI-Sticktoffdünger-Werk Geleen in den Niederlanden (agrarheute 01.10.2021).

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Gaspreise

Fertiberia stellt Dünger-Produktion am Standort Palos de la Frontera ein

(01.10.2021) Fertiberia ist der größte Düngemittelhersteller Spaniens mit einem Marktanteil von 75 Prozent. Das Management des größten spanischen Düngerherstellers Fertiberia will nach Ankündigung der Firmenleitung, die Dünger-Produktion am Standort Palos de la Frontera (Spanien) zum 1. Oktober 2021 einstellen. Anhaltend hohe Erdgaspreise sind Auslöser der aktuellen Krise (agrarheute 01.10.2021).

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Gaspreise

Österreichische Borealis AG reduziert Düngemittelproduktion

(01.10.2021) Der österreichische Chemiekonzern und Düngemittelhersteller Borealis AG hat im Herbst 2021 angekündigt, seine Produktion zu reduzieren und die Situation standortübergreifend weiter zu analysieren. Borealis gehört in Europa zu den Marktführern in der Petrochemie. Anhaltend hohe Erdgaspreise sind Auslöser der aktuellen Krise (agrarheute 01.10.2021).

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Gaspreise

Ukrainischer Düngeproduzent OPZ drosselt Produktion

(01.10.2021) In der Ukraine wird die Produktion von Stickstoffdünger und Harnstoff gedrosselt. Analysten berichten, dass der Hersteller OPZ am 18. September die Entscheidung getroffen hat, eine Ammoniakleitung und zwei Harnstoffleitungen stillzulegen. Anhaltend hohe Erdgaspreise sind Auslöser der aktuellen Krise. Es wurden keine Termine für die Wiederaufnahme der Produktion genannt und auch kein Zeitplan oder gar keine Prognose abgegeben. Ähnlich wie Stilllegung der Werke von CF Industries In England haben die Produktionskürzungen nicht nur Folgen für die Düngerpreise und das Düngerangebot, sondern auch für das Angebot an Kohlendioxid (CO2), denn die Ammoniakproduktion ist ein wichtiger Prozess für die Herstellung von CO2. Ein Mangel an CO2 hat unmittelbare Folgen für die Arbeit der Schlacht- und Lebensmittelindustrie in Europa (agrarheute 01.10.2021).

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Stahl-Holding Saar

Die deutsche Stahlindustrie zieht es zu französischem Atomstrom

(26.08.2021) Die Zukunft der Stahlindustrie in Deutschland ist stark gefährdet. Das meint Karl-Ulrich Köhler, der Vorstandsvorsitzende der Stahl-Holding Saar (SHS), zu der die Dillinger Hütte und Saarstahl gehören. "Die Standortfrage wird sich in den kommenden Jahren stellen." Hintergrund sind die Klimaziele der Politik und die notwendige Umstellung der Produktion von Koks und Kohle auf eine strombasierte Metallurgie. Dabei kommen sogenannte Direktreduktionsanlagen und Elektrolichtbogenöfen zum Einsatz. "Diese Anlagen werden nicht zwingend in Deutschland stehen", so Köhler gegenüber der "Welt". Stattdessen ziehe die Produktion an Standorte, an denen CO2-freie Energie günstig und massenhaft verfügbar ist. Das Zeitfenster für die notwendigen politischen Weichenstellungen wird immer kleiner. Bislang gebe es auch erst Pilotanlagen für die neuen Techniken. Knackpunkt sei die Überführung der Testanlagen in den industriellen Maßstab. "Wir können nicht einfach den Schalter umlegen, den Hochofen abschalten, den Elektrolichtbogen anschalten und dann kommt am Ende CO2-freier Stahl heraus", sagte Köhler. Der Weg dorthin sei lang, teuer und komplex. Die Kapitalbasis der Stahlkonzerne werde in den kommenden Jahren durch den Emissionshandel und den steigenden CO2-Preis weiter belastet. "Das entzieht den Unternehmen Investitionsmittel, die dringend nötig sind", heißt es bei der Wirtschaftsvereinigung Stahl. Zudem könnten laut Köhler die Hochspannungsleitungen im Saarland heute nicht ohne Weiteres den Strom für den Betrieb von mehreren Hochleistungs-Elektroöfen bereitstellen. Von einer Infrastruktur für den Transport von Wasserstoff könne noch gar nicht gesprochen werden. Die Stahl-Holding Saar (SHS) orientiert sich daher in Richtung Ausland. So hat SHS kürzlich die Werke Ascoval und Rail Hayage in Frankreich vom Konkurrenten Liberty Steel übernommen. Ascoval solle Dreh- und Angelpunkt für die Produktion von grünem Stahl werden, heißt es in der entsprechenden Mitteilung. Der dortige Elektrolichtbogenofen ermögliche die Produktion von Spitzenstahl mit einer CO2-neutralen Bilanz. Der notwendige Strom kommt aus den französischen Atomkraftwerken. Für die gesamte Branche rechnet Köhler mit einer Reduzierung der Kapazitäten in Deutschland. Für den Industriestandort Deutschland wäre eine Abwanderung der Stahlindustrie ein schwerer Schlag. Immerhin spiele die Branche eine Schlüsselrolle für die industriellen Wertschöpfungsketten, nicht zuletzt, weil Kernbranchen wie Auto und Maschinenbau unmittelbar am Stahl hängen. "Wenn wir die Hochöfen verlieren, gehen auch in anderen Branchen viele Arbeitsplätze verloren", kündigte Köhler an. Die Politik Damit lege die Axt an die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts Deutschland (Welt 26.08.2021, Stahl-Holding Saar 05.08.2021).

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Hohe Strompreise

Hightech-Unternehmen Siltronic verlässt Deutschland

(23.02.2021) Der Münchener Chipzulieferer Siltronic steht vor dem Verkauf nach Asien. Siltronic-Chef Christoph von Plotho macht dafür unter anderem die hohen Energiekosten in Deutschland verantwortlich: "Durch den hohen Strompreis wird der Standort unattraktiv", sagte er im Gespräch mit dem Handelsblatt. Sein Unternehmen zahle am Standort Singapur "weniger als die Hälfte des Strompreises". Kostentreiber hierzulande sei vor allem die Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Ein weiterer Faktor seien die vergleichsweise hohen Personalkosten in Deutschland. Das Unternehmen ist einer der Technologieführer in der Herstellung von Siliziumwafern. Am 26. Oktober 2021 begann der Bau der neuen Produktionsstätte im JTC Tampines Wafer Fab Park in Singapur (Handelsblatt 23.02.2021, Siltronic AG 26.10.2021).

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Datenbank Deindustrialisierung

In der "Datenbank Deindustrialisierung" werden Fallbeispiele der sich abzeichnenden Deindustrialisierung erfasst. Der Schwerpunkt liegt auf Deutschland. Darüber hinaus werden aber auch ausgewählte Fälle der Deindustrialisierung Europas dokumentiert.

Projekt-Team:
Henrik Paulitz
Cornelia von Loga

Wenden Sie sich gerne vertrauensvoll an uns, wenn Ihrem Unternehmen ein Stellenabbau, eine Standortverlagerung, eine Schließung oder ein Produktionsstopp droht. Sämtliche Informationen, die im Zusammenhang mit der Deindustrialisierung Deutschlands bzw. damit einhergehenden Problemen stehen, sind für uns von Interesse. Anonymität wird selbstverständlich zugesichert (Kontakt: Henrik Paulitz, Tel. 06257-505-1707, Email: paulitz@akademie-bergstrasse.de).

Diese Dokumentation ist Teil des Vorhabens der Akademie Bergstraße, ein Buch mit dem Titel "Rettet unsere Industrie" zu erstellen.

Darüber hinaus ist die unabhängige Initiative "Rettet unsere Industrie" entstanden:

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· Ritter Leichtmetallguss GmbH
· BIA Kunststoff- und Galvanotechnik GmbH & Co. KG
· Vitesco Technologies Group AG
· Dr. Schneider Holding GmbH
· Leopold Kostal GmbH & Co. KG
· BIW Isolierstoffe GmbH
· Baumann Federn AG
Baustoffindustrie
· Dachziegelwerke Nelskamp GmbH
· V&B Fliesen GmbH
Brauereien
· Carlsberg A/S
· Pfungstädter Brauerei GmbH
· Aktienbrauerei Kaufbeuren AG
· Vereinsbrauerei Apolda GmbH
· Brauerei Neunspringe Worbis GmbH
· Privatbrauerei Bischoff GmbH + Co. KG
Chemieunternehmen
· Fluorchemie Dohna GmbH
· Seraplant GmbH
· Lanxess Deutschland GmbH
· Covestro AG
· Kappus GmbH
· Kronos Titan GmbH
· InfraLeuna GmbH
· Grupa Azoty
· Anwil SA
· Follmann Chemie GmbH
· OPZ
· Borealis AG
· Fertiberia S.A.
· Achema AB
· Yara International ASA
· CF Industries Holdings, Inc.
· BASF SE
· Evonik Industries AG
· SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH
Elektrotechnik
· Siemens AG
Getränkeindustrie
· Waldhoff GmbH & Co.KG (Volkmarser/Waldecker Mineralbrunnen)
· Förstina-Sprudel Mineral- und Heilquelle Ehrhardt & Sohn GmbH & Co.
Gießereien
· DGH Heidenau GmbH & Co. KG
· HegerPro GmbH
· Josef Schonlau, Maschinenfabrik und Eisengießerei GmbH & Co. KG
Glashersteller
· Heinz-Glas GmbH & Co. KGaA
Halbleiterindustrie
· Hellma Materials GmbH
· Siltronic AG
Haushaltswaren
· Duralex International
Küchenhersteller
· rational einbauküchen solutions GmbH
Lebensmittelhersteller
· Salzwedeler Baumkuchen GmbH
· Südzucker AG
Möbelindustrie
· Hülsta-Werke Hüls GmbH & Co. KG
Nichteisenmetallherstellung
· Nordenhamer Zinkhütte GmbH
· KGHM Polska Miedź S.A.
· Speira GmbH
· Otto Fuchs KG
· Aurubis AG
· Glencore plc
· Slovalco a.s
· Nyrstar Budel
· TRIMET Aluminium SE
Oberflächentechnik
· ROT Rickert Oberflächentechnik e.K.
· DMV Deutsche Metallveredlung GmbH
Papierfabriken
· Hakle GmbH
· Delkeskamp Verpackungswerke GmbH
Pharmaindustrie
· PAUL HARTMANN AG
Porzellanfabriken
· Neue Porzellanfabrik Triptis GmbH (Eschenbach)
Schuhindustrie
· Ludwig Görtz GmbH
Sonstiges
· Wolff Hoch- und Ingenieurbau GmbH & Co. KG
Stahlverarbeitung
· C.D. Wälzholz GmbH & Co. KG
Stahlwerke
· Compañía Española de Laminación S.L. (Celsa)
· ArcelorMittal S.A.
· Thyssenkrupp Steel Europe AG
· Salzgitter AG
· Swiss Steel International GmbH
· Stahl-Holding-Saar GmbH&Co.KGaA
· Lech-Stahlwerke GmbH
Süßwarenindustrie
· Aachener Printen- und Schokoladenfabrik Henry Lambertz GmbH & Co. KG
Textilindustrie
· Ettlin Produktions GmbH
TK-Hersteller & Eis
· Aryzta Food Solutions Schweiz AG
Zementindustrie
· Holcim (Schweiz) AG

 

Gesamtzahl der in dieser Auflistung betroffenen Arbeitsplätze:
73.486

 

Akademie Bergstraße

 

 

 

 

 

 

 

 

Henrik Paulitz: Anleitung gegen den Krieg

Henrik Paulitz
Anleitung gegen den Krieg
Taschenbuch
Akademie Bergstraße, 2016
3. Aufl. 2019

 

Henrik Paulitz: Kriegsmacht Deutschland?

Henrik Paulitz
Kriegsmacht Deutschland?
Buch, DIN A4 Farbdruck
Akademie Bergstraße, 2018

 

Henrik Paulitz: StromMangelWirtschaft

Henrik Paulitz
StromMangelWirtschaft
Taschenbuch, Farbdruck
Akademie Bergstraße, 2020
4. Aufl. 2021

 

Robert Jungnischke/Henrik Paulitz: Strom-Abschaltungen und Blackout-Risiko

Robert Jungnischke
Henrik Paulitz
Strom-Abschaltungen und Blackout-Risiko
Taschenbuch, Farbdruck
Akademie Bergstraße, 2022